Kater bei Flughafen-Vätern

VERKEHR Berlin arbeitet das Debakel um den neuen Airport auf. Ein neuer Termin für die Eröffnung steht, erste Köpfe rollen, Air-Berlin-Chef Mehdorn findet alles unerträglich

Für die Region ist das ein schwerer Imageschaden

MATTHIAS PLATZECK, SPD

AUS BERLIN JOHANNES KULMS

Der neue Berliner Großflughafen in Schönefeld wird voraussichtlich am 17. März 2013 eröffnen. Zumindest gaben Aufsichtsrat und Flughafengesellschaft diesen Termin nun bekannt, nachdem vergangene Woche die zum 3. Juni dieses Jahres geplante Inbetriebnahme abgesagt worden war. Wegen der Verzögerung muss der technische Geschäftsführer des Flughafenbetreibers gehen.

„Die technischen Abläufe machen eine frühere Eröffnung nicht möglich“, versicherte ein müde dreinblickender Klaus Wowereit auf einer Pressekonferenz. Er ist auch Vorsitzender des Aufsichtsrats, womit die Verzögerung des 2,5 Milliarden Euro teuren, seit zwanzig Jahren geplanten Flughafens ein schwerer Schaden für ihn ist. Grund für das Desaster ist laut Wowereit die Fertigstellung der Brandschutzanlage. Bereits seit Monaten war dem Flughafenbetreiber klar, dass ein vollkommen automatischer Betrieb der Anlage bis zum 3. Juni nicht zu schaffen sei. Bis zum 7. Mai hatte die Flughafengesellschaft darauf gehofft, auch eine teilautomatisierte Version genehmigt zu bekommen. In diesem Falle würden notfalls Brandschutztüren durch Menschenhand und nicht automatisch gesteuert werden. Das zuständige Bauordnungsamt des Kreises Dahme-Spreewald hatte das jedoch wegen Sicherheitsbedenken abgelehnt und in den letzten Tagen klargemacht, dass sie weiterhin keine Interimslösungen akzeptieren wird. Nach Angaben der Flughafengesellschaft kann die automatisierte Anlage erst im Dezember 2012 in Betrieb gehen.

Der neue Eröffnungstermin soll nun sicherstellen, dass die zahlreichen Rückstände auf der Baustelle aufgeholt werden können – und einen Umzug im tiefsten Winter vermeiden. „Für die Region Berlin und Brandenburg ist das Ganze ein schwerer Imageschaden“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Die technische Ausrüstung des Terminals sei „die Achillesferse“ beim Flughafenbau, so Platzeck. Der Aufsichtsrat beschloss am Mittwoch den Vertrag mit der Planungsfirma PG BBI aufzulösen. Auch die Entlassung des technischen Geschäftsführers der Flughafengesellschaft, Manfred Körtgen, wurde beschlossen. Bis ein Nachfolger gefunden ist, soll Rainer Schwarz, der Sprecher der Geschäftsführung, Körtgens Aufgaben übernehmen. Den Rücktritt von Körtgen sehen nicht wenige als „Bauernopfer“.

Wowereit, Platzeck und Staatssekretär Bomba aus dem Bundesverkehrsministerium betonten, dass dem Aufsichtsrat stets versichert worden sei, dass die Eröffnung stehe. Wie teuer die Verzögerung wird, wollte Geschäftsführer Schwarz nicht sagen. Die Berliner Grünen rechnen mit mindestens einer halben Milliarde Euro Kosten. Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn nannte den neuen Eröffnungstermin „völlig unakzeptabel“ und sprach von einem unerträglichen Imageschaden.