Radfahrer radeln fürs Radeln

Eine Fahrradsternfahrt am Sonntag soll zeigen, dass die Leute, die ausschließlich und überallhin mit dem Auto fahren, zu Unrecht gehätschelt werden und allen zur Last fallen. Köhlbrandbrücke ist für die Demonstration freigegeben

von Gernot Knödler

Am Sonntag bietet sich Radfahrern die seltene Gelegenheit, über die Köhlbrandbrücke zu gondeln. Ein breites Bündnis hat zu einer Sternfahrt aufgerufen, für die die Brücke, die sonst Autos vorbehalten ist, freigehalten wird – so wie viele andere Straßen, auf denen die Radler in die City rollen werden. Wenigstens an dem bundesweiten Aktionstag „Mobil ohne Auto“ will das Organisationsbündnis die Dominanz des Autoverkehrs in der Stadt brechen. Wer meint, dass der Autoverkehr nicht noch weiter begünstigt werden sollte, hat an diesem Tag Gelegenheit, dies auf entspannte Weise kund zu tun. „Radfahrer wollen Platz haben in dieser Stadt“, sagt Stefan Warda vom ADFC. „Mobil ohne Auto gibt den Hamburgern die Gelegenheit, für einen besseren Radverkehr zu demonstrieren.“

Die Veranstalter – vom ADFC über Attac und mehreren Umweltverbänden bis zur Verbraucherzentrale und X-tausendmal quer – weisen darauf hin, dass die Autofahrer als Gruppe überschätzt und ihre Interessen über Gebühr berücksichtigt würden. „Nur eine Minderheit der Hamburger fährt immer und ausschließlich mit dem Auto überallhin“, heißt es in dem Aufruf zur Sternfahrt. Beinahe 40 Prozent der Hamburger Haushalte verfügten gar nicht über ein Auto. Jugendliche bewegten sich in ihrer großen Mehrheit unmotorisiert, und eine große Gruppe von Autobesitzern handle nach dem Motto: „Mein Auto steht, so oft es geht.“

Trotzdem gebe der Hamburger CDU-Senat für die Minderheit der notorischen Autofahrer Abermillionen Euro aus und mache deren Wünsche zum Schwerpunkt seiner Verkehrspolitik. Er plant neue Straßen, baut Kreuzungen um und verändert die Ampelschaltungen zu Lasten von Fußgängern und Radfahrern. Obwohl die Durchschnittsgeschwindigkeit des automobilen Verkehrs in Hamburg höher liegt als in anderen Großstädten, soll sie weiter gesteigert werden. Freie Flächen werden Parkplätzen geopfert, wie etwa die Hälfte des Spielplatzes neben dem Ortsamt St. Pauli.

Dafür können Eltern ihre Kinder kaum alleine auf die Straße lassen, weil sie Angst haben, dass diese überfahren werden. Es ist sogar riskant, den Nachwuchs auf dem Gehweg radeln zu lassen, weil zu befürchten ist, dass er den Lack parkender Wagen zerschrammt. Dieselruß und Lärm, Rechtsabbieger und Raser gefährden auch Erwachsene. Dazu kommt, dass der Verkehr kräftig den Treibhauseffekt steigert und wertvolle Ressourcen verheizt. Die höhere Effizienz neuer Motoren werde durch höhere Leistung und Schnickschnack wie Klimaanlagen und Breitreifen aufgefressen. Dagegen sollten möglichst viele auf die Straße gehen, findet das Bündnis: So um die 100.000.

Die Sternfahrt für die Radler beginnt um 11 Uhr am AKN-Bahnhof in Henstedt-Ulzburg, um 11.30 Uhr beim Haus am Schüberg in Ammersbek, um 12.15 am S-Bahnhof Poppenbüttel und am S-Bahnhof Bergedorf. Wer über die Köhlbrandbrücke fahren möchte, begebe sich bis 12 Uhr nach Neuenfelde oder bis 12.15 Uhr zum S-Bahnhof Harburg-Rathaus, eine weitere Gruppe startet um 12.45 Uhr am U-Bahnhof Osterstraße. Die Fußgänger starten um 10 Uhr am U-Bahnhof Lattenkamp, um 13 Uhr am S-Bahnhof Hochkamp und um 13.30 Uhr am U-Bahnhof Hammerbrook. Alle Sternfahrer treffen sich um 14.45 Uhr auf dem Theodor-Heuß-Platz am Dammtorbahnhof. Anschließend drehen sie eine gemeinsame Runde um die Alster, um sich ab 16.15 Uhr zu einer Abschluss-Kundgebung auf dem Hachmannplatz zu versammeln.

Weitere Infos: www.fahrradsternfahrt-hamburg.de.