Plan Rad

Bremen soll fahrradfreundlicher werden, hat der Senat beschlossen, das Ziel: Verkehrsplanung nicht nur für Autos. Zwei Jahre ist die „Zielplanung Fahrrad“ jetzt alt. Die taz wagt einen Praxis-Test

Holprige Pisten, enge Kurven, gefährliche Kreuzungen und an jeder Ampel rote Welle: RadlerInnen in Bremen sind leidgeprüft. Dabei ist längst erwiesen: Wer das Rad als innerstädtisches Verkehrsmittel stärken will, muss in erster Linie die Stadt radverkehrsfreundlich machen. Wie das in Bremen funktionieren könnte, steht in der „Zielplanung Fahrrad“, die das Bauressort mit Hilfe des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) vor zwei Jahren erarbeitet hat. Doch bis der Plan Realität ist, braucht es noch Geduld. Vier Beispiele.

1. DIE AMPEL

Aufgabe: Von Schwachhausen durch den Concordiatunnel ins Viertel radeln (Foto oben). Wegstrecke ab Kreuzung Bismarckstraße bis zur Ecke Am Dobben: circa 100 Meter.

Problem: Geradeausfahren geht nicht, und wer die Schleifmühle auf dem Radweg umfährt, muss an vier Ampeln warten. Taz-Bestzeit: 3 Minuten 30 Sekunden. In Gegenrichtung ist’s nicht wirklich besser.

Zukunft: Autos sollen künftig vierspurig durch den Concordia-Tunnel rollen. Die Kreuzung Bismarckstraße muss entsprechend ausgebaut werden – autogerecht.

2. DAS NADELÖHR

Aufgabe: Vom Viertel/Schwachhausen in die Innenstadt radeln.

Problem: Der Tunnel an der Bischofsnadel ist für Fahrräder gesperrt – obwohl er mit weit über 5.000 RadfahrerInnen pro Tag schon heute die drittwichtigste Radverkehrsroute in die Innenstadt ist. Am Ende wartet eine Treppe – mit Fahrrad-unpraktischen Rampen.

Zukunft: Die Geschäfte im Tunnel werden derzeit verbreitert, statt bisher viereinhalb ist der Durchgang künftig noch vier Meter breit: für schiebende RadfahrerInnen, FußgängerInnen und Zeitungsständer.

3. DIE WOHNSTRASSE

Aufgabe: Von der Hollerallee auf ruhigen Straßen zum Schwachhauser Ring radeln.

Problem: Der Radweg links und rechts der Georg-Gröning-Straße ist eine Löcherpiste – und permanent halb zugeparkt. Auf der Straße selbst (der Radweg ist nicht Pflicht) wird’s wirklich eng, wenn Autos entgegenkommen.

Zukunft: Variante 1: Der Radweg wird komplett zum Parkstreifen, und auf der gut asphaltierten Tempo-30-Straße gibt es Platz für Fahrräder und Autos. Variante 2: Der Knöllchenmann verscheucht die Radweg-Parker, die Stadt saniert die Piste. Eine Entscheidung für 1 oder für 2 steht aus – seit 15 Jahren.

4. DIE BRÜCKE

Aufgabe: Mit dem Rad vom Buntentor zur Schlachte.

Problem: Wer schon auf Neustadt-Seite auf die linke Straßenseite wechselt, radelt anschließend als „Geisterradler“ über die Kaisen-Brücke. Wer korrekt auf der rechten Brückenseite bleibt, muss an der Kreuzung Kaisen-Brücke/Tiefer die Straßenseite wechseln – mit dreimal Warten an der Ampel.

Zukunft: Die Radwege auf beiden Seiten der Kaisen-Brücke werden so breit gemacht, dass sie problemlos in jeweils zwei Richtungen befahren werden können. Gleiches gilt für den Radweg auf der Weser-Seite des Tiefer sowie die Radfahrer-Furten an der Kreuzung Kaisen-Brücke/Tiefer. Allein die Überquerung der Brücke selbst von der Martinistraße zum Tiefer bleibt weiter eine Einbahn-Passage – mitsamt der halsbrecherisch kleinen Warteinsel in der Mitte.    sim