herzensort: Das Ende des Altbaus
Wärme ist für die Mittelschicht, zu der Sie als taz-Leserin vermutlich gehören, seit diesem Winter ein teurer Spaß. Wärme ist, das ist für Mittelschichten mindestens genauso wichtig, nun auch ein Distinktionsmittel. Wer woanders zu Besuch ist, schaut nicht mehr nur ins Bücherregal, um die Gastgeberseele zu erforschen, sondern auch auf das Innenraumthermometer. Spart man hier brav Energie, wie es die Bundesregierung anmahnt? Oder prasst hier wer mit Hitze und ist damit letztlich Putinfreund?
Der neue Wert der Wärme fordert auch architektonische Opfer: Bisher war der Gründerzeitaltbau in der Innenstadt die Wohnform, mit der sich angeben ließ. Doch der ist nun auch für die Mittelschicht unbezahlbar geworden, erst wegen der Mieten, nun auch wegen der Wärmezufuhr. Wer im Altbau wohnt oder zu Besuch ist, muss hässliche Wollsocken tragen und friert trotzdem an den Füßen. Wohl dem, der im Neubau wohnt! Hier gibt es neue Wege, sein Kapital auszudrücken: die Fußbodenheizung. Reich ist, wer im Winter 2023 ohne Socken durch die Wohnung laufen kann. Der warme Fußboden macht’s möglich. Kersten Augustin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen