berliner szenen: Kaninchen hat enttäuscht
Immer, wenn ich meine, ich hätte meine neue Wohnung endlich fertig eingerichtet, findet sich eine neue Baustelle: Die Gleittüren der Spüle fallen heraus, das E-Piano, das ich bestellt habe, wird in Einzelteilen mit unlesbarer Montageanleitung geliefert und eine Küche ohne Schränke erweist sich auch als nicht allzu praktikabel. Zu Beginn des neuen Jahres möchte ich endlich in der Wohnung leben können, statt ständig an ihr zu arbeiten. Da meine Freundinnen bereits alle Geräte angeschlossen und beim Zusammenbauen der restlichen Möbel geholfen haben, suche ich über ein Onlineportal nach einem Monteur. Der Mensch, der den Auftrag bestätigt, bittet um Bauanleitungen und Bilder aller Gegenstände.
Seine Nachricht erreicht mich um vier Uhr morgens. Als ich um neun Uhr aufwache, hat er den Auftrag bereits mit den Worten „Dann halt nicht“ gecancelt. Der nächste Monteur sagt nicht ab, taucht aber auch nicht auf. Nach einer halben Stunde schreibe ich ihm. Als er nicht antwortet, rufe ich ihn an. Er klingt panisch: „Ich habe Symptome und fahre gerade zu einer Teststation.“ Am nächsten Tag frage ich nach, was nun ist. Er schreibt: „Bin negativ. Verzeih, dass das Kaninchen enttäuscht hat. Ich werde mich noch gebührend entschuldigen.“ Als er ein paar Tage später tatsächlich erscheint, erzählt er auf Englisch, er wolle durch den Job die Branche kennenlernen, um später ein besseres Service-Unternehmen aufzubauen.
Am Ende verlangt er nur die Hälfte des ursprünglich vereinbarten Preises und meint: „Ich habe doch geschrieben, ich entschädige dich für das Warten. Ich will ja zufriedene Kunden.“ Ich muss grinsen. „Das kam nicht an.“ Ich zeige ihm seine Nachrichten. Er runzelt die Stirn: „Blödes Übersetzungsprogramm. Ich muss dringend Deutsch lernen!“
Eva-Lena Lörzer
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