Vergebliche Lobbyarbeit für Spiele in Salzburg

KORRUPTION Undurchsichtige Zahlungen bringen Österreichs Olympier in arge Bedrängnis

„Es geht nicht um Schmieren. Es geht um Platzierung im Netzwerk des Sports“

HEINZ JUNGWIRTH, EX-FUNKTIONÄR

WIEN taz | Im Österreichischen Olympischen Komitee (ÖOC) fliegen die Messer tief. Seit der ÖOC-Vorstand Anfang der Woche ankündigte, er werde seinen Ex-Generalsekretär Heinz Jungwirth anzeigen, hagelt es täglich neue Anschuldigungen in Zusammenhang mit fragwürdigen Geldflüssen um Salzburgs Olympiabewerbung für 2014.

Die Winterspiele von 2014 werden in Sotschi ausgetragen und nicht in Salzburg. Andernfalls wären die Investitionen in die Bewerbung nicht so kritisch beleuchtet worden. Handelnde Personen sind neben Jungwirth der Langzeit-ÖOC-Präsident Leo Wallner, Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden und der Verleger und Lobbyist Erwin Roth.

Als man sich in Salzburg nach der gescheiterten Bewerbung für 2010 entschloss, einen neuen Anlauf zu unternehmen, wandten sich die ÖOC-Granden an den ehemaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch. Der soll bei einem Treffen sinngemäß gemeint haben, man müsse einfach ausreichend Geld fließen lassen, um eine Mehrheit der IOC-Mitglieder zu gewinnen. „Es geht nicht um Schmieren, du musst Unterstützer engagieren. Es geht um Platzierung im Netzwerk des Sports“, erklärte Jungwirth gegenüber der Tageszeitung Der Standard. Für diese Aufgabe engagierte er seinen Freund, den Verleger Erwin Roth mit seiner Lobby-GmbH in Kroatien – für ein Monatshonorar von 90.000 Euro. Sowohl Wallner als auch Bürgermeister Schaden zeigten sich jetzt entrüstet über diesen Beratervertrag.

Erwin Roth schlug zurück. Er hätte ein Dutzend Leute beschäftigen müssen und nur geringen Reingewinn gemacht. Bei Schaden und Wallner konstatierte er „Erinnerungslücken“. Auch was den Olympia-Förderverein betrifft, der wegen seiner delikaten Aufgabe möglichst an den offiziellen Rechnungsprüfern vorbei arbeiten sollte. Bürgermeister Schaden, der jetzt mit dem Verein nichts zu tun gehabt haben will, soll, so Roth, selbst dessen Gründung angeregt haben. „Es hieß damals, man wolle ja nicht jedes Glas Champagner den Rechnungsprüfern vorlegen.“

Heinz Jungwirth muss sich auch auf eine Durchleuchtung seines Gebarens im ÖOC gefasst machen. Der Mann, der eine stattliche Villa bei Wien bewohnt und einen Reitstall mit zehn Pferden nebst Wagenpark von sechs Multi-PS-Schlitten sein Eigen nennt, soll monatliche Fixkosten von 24.000 Euro haben. Dafür dürften selbst sein stattliches ÖOC-Salär von 16.000 (bis zu seinem Rücktritt vergangenen Februar) und sein Beamtengehalt von 6.000 Euro zu knapp gewesen sein. Sportminister Norbert Darabos, SPÖ, ruft unüberhörbar nach einem Neuanfang im ÖOC und will auch Leo Wallner in Pension schicken. Der hauptamtliche Chef der Casinos Austria steht dem ÖOC seit 19 Jahren vor. RALF LEONHARD