Bremse für Behinderte

DRK kritisiert Sozialbehörde: Fahrdienst für Rolli-Fahrer nach Mittelkürzung in Auflösung. Alternative nicht in Sicht

Der Hamburger Fahrdienst für Schwerbehinderte ist in Gefahr. Davor hat am Wochenende das Deutsche Rote Kreuz (DRK) gewarnt. Es gebe zurzeit „problematische Engpässe“ in der Behindertenbeförderung, so Rainer Barthel, Sprecher des DRK Hamburg. Weil die Sozialbehörde die Zusammenarbeit zum Jahresende aufgekündigt hat, habe das DRK kaum noch Wagen. Die städtischen Zuwendungen seien bereits „drastisch“ gekürzt worden und befänden sich auf dem niedrigsten Stand seit 18 Jahren.

Seit 30 Jahren betreibt das DRK im Auftrag der Stadt einen Dienst, der Rollstuhlfahrer zu Terminen fährt – „flexibel und zu allen Zeiten“, so Barthel. Das System funktioniere sehr gut. Gleichwohl will die Behörde von 2006 an nicht mehr mit dem DRK kooperieren. Schon für das laufende Jahr kürzte sie ihre Zuwendungen von ursprünglich fast 700.000 auf 480.000 Euro.

Zugleich wurde das DRK aufgefordert, seinen Fuhrpark abzubauen. Von einst neun Fahrzeugen seien zurzeit nur noch zwei im Dienst, so Barthel. In der Folge müssten die 1.300 Fahrberechtigten nunmehr Wochen im Voraus ihre Artzbesuche oder Ausflüge anmelden. Die Behörde indes hält den Dienst für teuer und unflexibel. „Man nimmt uns nach dem Salamiprinzip die Mittel, um flexibel sein zu können“, hält Barthel dagegen.

„Verärgert“ sei das DRK vor allem darüber, dass Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) den Service aufgebe, ohne ein neues Angebot vorzulegen. „Die Behörde zerstört ein System, ohne eine konkrete Alternative zu bieten“, rügte Rot-Kreuz-Präsident Dirk Reimers. Offenbar sei die völlige Privatisierung der Fahrbereitschaft geplant. Private Anbieter aber wären teurer und könnten die Kosten „auf die Behinderten abwälzen“, wie DRK-Sprecher Barthel befürchtet. „Dann würde die Mobilität behinderter Menschen weiter eingeschränkt.“ EVA WEIKERT