piwik no script img

das wird„Wir fragen uns, was Pathos heute sein kann“

Die Gruppe James & Priscilla bringt Juan S. Guses Endzeitroman „Miami Punk“ ins Theater

Interview Andreas Schnell

taz: Herr Tibbe, mit Ihrer Gruppe James & Priscilla bringen Sie Juan S. Guses Endzeit-Roman „Miami Punk“ auf die Bühne. Ist es Zufall, dass der Autor wie Sie in Hildesheim studiert hat?

Jasper Tibbe: Wir wollten aus einem großen Roman einen Stücktext kondensieren. Es gab mehrere Romane, die wir uns gegenseitig vorgeschlagen haben, und das war das Buch, das uns am besten gefallen hat. Wir haben auch gar nicht zur gleichen Zeit studiert wie Guse.

Im Roman spielen digitale Räume eine große Rolle. Sie holen diese Welten in die analoge Welt der Bühne zurück. Was ist der Reiz daran?

Wir interessieren uns schon länger für die Frage nach Authentizität. Im Theater sieht man Dinge, die man im Digitalen nicht sehen würde, weil es auf einmal so karg ist oder der Unterschied sichtbar wird, dass auf einmal jemand vor dir steht.

Foto: Veronika Knaus

Jasper Tibbe ist freier Theatermacher und lebt in Berlin. Neben James & Priscilla realisiert er Theaterprojekte mit der Gruppe Thermoboy FK.

Es bewirkt also auch Distanz, weil man sich sozusagen danebenstellt?

Genau. Der Roman macht viel Spaß, weil er in alle Ecken geht und ein großes Bild ergibt. Wir haben dann probiert, das auf eine andere Art zu erzählen und dadurch eine andere Distanz und Sichtbarkeit auf die Zusammenhänge zu bekommen.

Sie haben vergangenes Jahr schon ein Computerspiel zu dem Roman entwickelt. Wie kam es dazu?

Theaterstück „Miami Punk“ von James & Priscilla: Do, 26. 1., bis Sa, 28. 1., 20 Uhr, Hannover, Kulturzentrum Pavillon; https://www.jamespriscilla.de; http://miamipunk-dasgame.de

Das Spiel ist ein typisches Corona-Projekt. Wir hatten die Premiere verschieben müssen. Dass ein Spiel Teil der Inszenierung wird, war schon vorher klar. Dass es aber als Spiel auch für andere spielbar wird, kam später dazu. Damit wollten wir auch die Wartezeit bis zur Premiere verkürzen.

Sie beziehen sich auf den Begriff des Pathos. Was bedeutet es für Sie?

Für uns ist das von Anfang an Teil des Konzepts. Einerseits liegt uns das, was viele darunter verstehen, auch von unserer Form her relativ fern, andererseits fragen wir uns, was Pathos heute sein kann. Wir stellen das Pathos nicht schauspielerisch dar, sondern nehmen Popmusik als Soundtrack, wodurch die vielleicht relativ nüchtern vorgetragenen Texte atmosphärisch aufgeladen werden und durch diese Gleichzeitigkeit eine Form von Pathos entsteht. Ein bisschen wie im Film.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen