berliner szenen Im WMF-Sommerlager

Club, Zimmer, Welten

Das WMF-Sommerlager ist umgebaut worden. Tatsächlich liegt schon der Eingang auf der anderen Seite, der Wasserseite. Ist das jetzt alles so ganz geschickt gebaut, dass die Grenzen zwischen drinnen und draußen verschwimmen? Oder ist es der eigene mangelnde Orientierungssinn, zusätzlich irritiert durch das treppauf, treppab? Der ganze Freiluftbereich ist höher gelegt, breite Stufenpyramiden führen zu erhöhten Plateaus. Das Sommerlager gleicht einem luftigen Palast. Es hat nichts mehr von der sattsam bekannten Berliner Hinterhofoptik. Fast fühlt man sich wie in einer Volksbühneninszenierung, in einem Neumann-Bühnenbild: Alle sind Statisten und lungern theatralisch auf Sitzkissen, Treppen und Podesten, halten Getränke und warten im roten Licht unter den stylish orange gemusterten Dias.

Die innere Tanzfläche ist noch leer, von dort aus kommt man Raum durch Raum am Ende in ein kleineres Zimmer, das geheime Kabinett. Dort hat die Band aufgebaut: Dominique. In einem intimen Kabinettkonzert spielen sie fast alle Songs ihres ersten Albums „Speak to me“. Das Cello, das Keyboard, die akustische Gitarre und Dominiques sanft erzählende Stimme, dazu Dias und Filme von Strand und Wäldern und gestrichelte Männerkörper in hysterischen Posen. Eine ganz eigene Welt.

Wie viele andere Räume es hier noch gibt und was dort passiert? Auf Droge könnte man denken, dass sich hinter jeder Tür eine andere Welt verbirgt. Dann ist das Konzert zu Ende und die langen Behördengänge füllen sich mit Menschen. Die vielen geheimen Zimmereingänge sind verschwunden, sie haben einer großzügigen Toilettenflucht Platz gemacht. Die Tanzfläche ist voll, und plötzlich ist es nur ein Club. CHRISTIANE RÖSINGER