„Hier ist keiner Hausherr“

Ökumenisches Hafencity-Forum wird beschenkt

■ 53, Pastorin an der Hauptkirche St. Petri, ist Ökumene-Beauftragte der Nordelbischen Kirche und Geschäftsführerin der AG christlicher Kirchen.

taz: Frau Severin-Kaiser, heute erhält das Ökumenische Forum eine Glocke, ein Taufbecken – und eine Reliquie. Ein normaler Vorgang?

Martina Severin-Kaiser: Nein, es ist neu und einmalig in Deutschland: dass sich 19 verschiedene Kirchen von der orthodoxen über die römisch-katholische bis zur evangelischen und diversen Freikirchen zusammenschließen, um einen Ort zu gestalten.

Und jeder spendet Inventar.

Ja. Die Protestanten geben Glocke und Taufbecken, die Orthodoxen Ikonen, die später kommen, und die Katholiken eine Reliquie des Heiligen Laurentius.

Und daraus wird eine unverbindliche Patchwork-Kapelle.

Nein. Altar und Lesepult wurden einheitlich gestaltet. An den Seitenwänden werden links Reliquie und Ikonen sein, rechts eingravierte Bibelworte.

Also eine Heimstatt für alle?

Jein. Keiner wird Hausherr sein, aber alle gemeinsam zu Gast.

Wer war eigentlich der Heilige Laurentius?

Ein Diakon, der im Jahr 258 getötet wurde, weil er dem römischen Kaiser nicht die Kirchenschätze gab, sondern ihm die Armen und Kranken zeigte: Sie seien der Reichtum der Kirche.

Wie kam man auf ihn?

Da in unser ökumenisches Forum auch der Laurentiuskonvent einzieht, hat das Erzbistum beschlossen, uns eine Laurentius-Reliquie zu überlassen.

Ein Zeugnis des Märtyrerkults … Wie stehen Sie als Protestantin dazu?

Da die Kapelle kein Ort der Anbetung ist, finde ich es nicht so problematisch. Es ist ein Symbol, das an einen Menschen erinnert, der den Fokus auf die Außenseiter richtete. Außerdem zeigt es mir, dass ich an diesem Ort meinen Dialekt des Christseins nicht absolut setzen kann.  INTERVIEW: PS

Übergabe: 17.15 Uhr, Ökumenisches Forum, Shanghai-Allee 12