Freie und Dumpingstadt Hamburg

SUBVENTION Firmen im Hamburger Hafen zahlen niedrige Mieten. Grüne beklagen entgangene Millionen

Werden im Hafen Flächen frei, stehen internationale Investoren Schlange

Deutlich höhere Gewerbemieten im Hamburger Hafen fordert der hafenpolitische Sprecher der Hamburger Grünen, Anjes Tjarks. Er beklagt, dass sich die Stadt hohen Schulden zum Trotz Einnahmen in Millionenhöhe entgehen lasse – auf Druck der Hafenbetriebe.

Auf eine Große Anfrage der Grünen-Fraktion hat der Senat geantwortet, dass die im Hafengebiet sesshaften Unternehmen derzeit im Schnitt nur 3,30 Euro Miete pro Quadratmeter zahlen – im Jahr. „Diese niedrigen Mieten sind nicht nachvollziehbar“, entrüstet sich Tjarks. Schon eine Verdopplung der Mieten und Pachten im Hafengebiet auf 6,60 Euro pro Quadratmeter brächten der Stadt jedes Jahr mehr als 75 Millionen Euro zusätzlich ein. Diese Mehreinnahmen würden für anstehende Investitionen zur Modernisierung des Hafens dringend benötigt, sagt der Grünen-Abgeordnete.

Auch der Erlöse aus dem sogenannten Hafengeld, das die Reeder der in Hamburg anlandenden Schiffe für die Hafennutzung zahlen müssen, ist konkurrenzlos niedrig: Während Rotterdam jährlich 275 Millionen Euro Hafengelder erlöst und Antwerpen immerhin 78 Millionen einnimmt, verbucht Hamburg nur 44 Millionen.

Hamburgs Wirtschaftsbehörde wollte die Schlussfolgerungen des grünen Wirtschaftsexperten aus dem vom Senat vorgelegten Zahlenwerk gestern nicht kommentieren. Dabei empören sich nicht mehr nur die Grünen über die Schnäppchen für die Hafenwirtschaft. In Hamburger Regierungskreisen heißt es nach Informationen des NDR, die Stadt würde gerne höhere Mieten eintreiben – die betroffenen Hafenbetriebe aber entwickelten immensen Druck und drohten gar mit Abwanderung.

Dabei ist Hamburgs Hafen durchaus begehrt: Werden dort mal Flächen frei, stehen internationale Investoren Schlange – eine Nachfrage, die weit höhere Mieten und Pachten ermöglichen sollte.

Der Hamburger Hafen umfasst rund 37 Millionen Quadratmeter Landfläche. Für etwa die Hälfte davon fließen Miet-Einnahmen – allerdings viel zu wenig, auch im internationalen Vergleich, sagt ein Behörden-Mitarbeiter, der nicht genannt werden möchte. Derzeit sei es so: Wer sein Auto dort für zwei Stunden an einer Parkuhr abstelle, zahle für die so genutzte Fläche mehr als ein Hafenbetrieb im ganzen Jahr.  MAC