LESERINNENBRIEFE
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Am Thema Religion verhoben

■ betr.: „Patriarchat und Penicillin“, taz vom 22. 5. 12

Na, da hat sich der Autor mal wieder taz-typisch am Thema Religion verhoben. Der Chefpriester der Yeziden hat längst klargestellt, dass die Ehrenmordkriminalität nichts mit der Religion zu tun hat. Und er hat zu Recht darauf hingewiesen, dass es auch in urdeutschen Familien hin und wieder zu Mord und Totschlag kommt. Der Autor hat mal wieder keine Ahnung, muss sich aber unbedingt am schwersten Thema versuchen. Heraus kommt eine ungewollte und darum fast schon komische Legitimation des Völkermords und der Eliminierung Andersgläubiger. FRITZ A. J. KATZFUSS, Berlin

Merkt ihr noch was?

■ betr.: „Die Linkspartei und der alte Zauberkünstler“, taz vom 22. 5. 12

Merkt ihr eigentlich noch was? Man kann ja über die Bilanz der Parteiführung von Gesine Lötzsch und Klaus Ernst sehr geteilter Meinung sein. Man kann deren Wirken sehr kritisch sehen. Wenn aber beide im taz-Leitkommentar als „Pausenclowns“ beschimpft werden, dann hat das mit politischer Berichterstattung, mit politischem Kommentieren, mit politischer Analyse nichts mehr zu tun.

KAI BOEDDINGHAUS, Kassel

Erschreckendes Detail

■ betr.: „Demokratie? Einsparen!“, „Mit Kopfgeld gegen Waffendeal“, taz vom 22. 5. 12

Andreas Zumach gibt ein erschreckendes Detail der deutschen Beteiligung an Nato-Machenschaften bekannt: „Die Bundesregierung hat den Nato-Verbündeten bereits ihre Bereitschaft signalisiert zur Korrektur oder gar Abschaffung des deutschen Parlamentsbeteiligungsgesetzes.“ Warum setzen die Berliner Menschenrechtler Kopfgelder auf die Waffenfabrikanten aus und nicht auf die verantwortlichen GesetzgeberInnen und Mitglieder des Bundessicherheitsrats? Wir sollten keine Angst mehr vor klammen Staatshaushalten haben. Sie sind die größte Chance für den Weltfrieden, die die Menschheit jemals hatte! SABINE MIEHE, Marburg

Abwertende Reaktionen

■ betr.: „Im Keim erstickt“, taz vom 19. 5. 12

Wenn in anderen Ländern Bürger für gesellschaftliche Veränderungen und gegen Missstände auf die Straße gehen, wird dies in Deutschland positiv gesehen und bewertet, wenn dies aber in Deutschland selber passiert, so werden diese Bürger meist als Krawallbürger abgewertet. Diese abwertenden Reaktionen sollten sehr zu denken geben, da gewisse Ähnlichkeiten zur DDR-Vergangenheit und das damalige Handeln der politischen Elite erkennbar sind. RALF KUKE, Erfurt

Die gereichte Hand ergreifen

■ betr.: „Grüne fragen sich: Was tun gegen Piraten?“, taz v. 21. 5. 12

Die von den Piraten im Norden und Westen gereichte Hand – Tolerierung von Rot-Grün, ohne Koalitionseintritt – ergreifen und die Piraten als geachtete Lernende behandeln und von deren Elan partizipieren. Denn auch die etablierten Grünen entwickeln kaum noch eigene Vorstellungen zu „Basta“ und „alternativlos“ und begleiten ihr ureigenstes Thema Umwelt/Klima zahnlos. Von der SPD ist die Bündelung progressiver Strömungen nicht zu erwarten, haben sie doch die Abspaltung der Grünen noch immer nicht verwunden. Erfreulich die Ratschläge der prominenten Grünen Spitz und Fücks.

KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Ladenhüter statt Bestseller

■ betr.: „Der milde Populist“, taz vom 22. 5. 12

Es bleibt einem auch nichts erspart. Nun hat Thilo Sarrazin ein weiteres Buch mit seinen verquasten Theorien geschrieben. Nachdem er Ausländerhass in Deutschland geschürt hat, sollen wir nun anscheinend alle zu Europagegnern mutieren. Ich hoffe nur, dass die Mehrheit der Bevölkerung klüger ist und das neue Buch nicht aufgrund der Verkaufszahlen wieder zu einem Bestseller macht!

THOMAS HENSCHKE, Berlin

Kritiklos durchgewinkt

■ betr.: „Baupläne für die Buddelkiste“, taz vom 22. 5. 12

Natürlich sind im bürokratieverliebten Deutschland Vorschriften für den Bau und die Einrichtung von Kitas oft ärgerlich, manchmal unverständlich und meistens hinderlich. Das anzuprangern ist richtig und gut. Ist jemandem dabei aufgefallen, dass in Simone Schmollacks Artikel die Vorschläge von Herrn Landsberg, eine Vergrößerung der Kinderzahl pro Gruppe und eine Entprofessionalisierung des Personals durch Helferinnen und Bufdis vorzunehmen, völlig kritiklos durchgewinkt wurden? Fatal! Denn richtig gesetzte Handtuchhalter, unverstellte Zugangswege und eine hygienische Küchenordnung ersetzen kein ausgebildetes Personal, das eine größer werdende Kinderzahl auf ihrem Weg in die Gesellschaft qualitativ hochwertig begleitet. MATTHIAS SCHÄFER, pädagogischer Fachberater und Coach für Kindertageseinrichtungen, Ettenheim