Kronprinz und Erbe von Gabun

Ali Bongo sagte nach seinem Wahlsieg, er wolle „auf ewig“ Präsident „aller Gabuner“ sein. Das bestätigt die Zweifel an ihm

Als Gabuns alter Diktator Omar Bongo am 8. Juni nach 42 Jahren an der Spitze seines afrikanischen Ölstaats starb, griff sein Sohn Ali sofort nach der Macht. Als Verteidigungsminister ließ er Truppen aufmarschieren. Aber das Establishment pochte auf die Spielregeln der Verfassung, und Ali Bongo musste auf Wahlen warten. Jetzt hat Gabuns Regierung ihn zum Sieger erklärt – mit 41 Prozent.

Niemals hätte sich sein allmächtiger Vater mit einem so schlechten Wahlergebnis begnügt. Als Verteidigungsminister seit 1999 hat er das Militär im Griff, aber weder die Bongo-Familie noch die von Vater Omar gegründete Regierungspartei PDG waren sich darüber einig, dass der 50-jährige Sohn die Nachfolge antreten sollte.

Vertraute sprechen Ali Bongo all jene Qualitäten ab, die seinen Vater trotz dessen Hangs zu Despotismus und Verschwendungssucht zu einem unhintergehbaren Gesprächspartner für alle Afrikapolitiker Frankreichs sowie alle frankophonen Staatschefs Afrikas gemacht hatten: Fingerspitzengefühl, Sachkenntnis, die Fähigkeit zum Ausgleich. Dass er nicht in Gabun geboren ist, diskreditiert ihn in den Augen mancher weiter. Offiziell ist sein Geburtsort Brazzaville, Hauptstadt des benachbarten Kongo-Brazzaville. Viele Gabuner sind allerdings überzeugt, dass er ein Adoptivkind aus Nigeria ist, auf das man in Gabun als unzivilisiert hinunterblickt.

Dass er jetzt sagt, er wolle „auf ewig“ Präsident „aller Gabuner“ sein, bestätigt die Zweifel an ihm. Schlagzeilen hat Ali Bongo in den letzten Jahren vor allem durch die Misshandlung seiner Ehefrau Inge gemacht, eine als Inge Collins geborene US-Amerikanerin. Weil sie ihm keine Kinder gebar, wurde sie Voodoo-Ritualen unterzogen und dabei so schwer malträtiert, dass sie mit ihren Adoptivkindern zurück in die Heimat floh. Dort lebte sie von Sozialhilfe. Aber pünktlich zum Wahlkampf holte Ali sie zurück.

Diplomatisch ist Inge Bongo genauso wenig wie der neue Präsident. 2008 sagte sie einer US-Zeitung: „Die Armen in Gabun haben nichts, aber die Bongos verbraten Geld wie Wasser.“ Und vor ihrem Rückflug erklärte sie: „Ich bin noch mit ihm verheiratet, also werde ich First Lady. Mein Mann ist der sichere Sieger. Die Wahlen sind doch ein Witz.“

DOMINIC JOHNSON

Ausland SEITE 9