Die Honorare steigen

EINKOMMEN Kassenärzte erhalten 3,7 Prozent mehr, der Hauptgrund ist die höhere Zahl von Kranken

BERLIN taz | Niedergelassene Ärzte werden im kommenden Jahr 1,2 Milliarden Euro mehr an Honoraren aus der kassenärztlichen Versorgung erhalten. Das Gesamthonorar für die rund 140.000 niedergelassenen Ärzte soll auf etwa 32 Milliarden Euro steigen, das sind insgesamt 3,7 Prozent mehr.

Die Honorarzuwächse waren von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung am Mittwoch vereinbart worden. Die niedergelassenen Ärzte hätten nun das Signal, „es wird uns nichts mehr weggenommen“, sagte Andreas Köhler, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, am Donnerstag. Die Honorarsteigerung belastet die Beitragszahler rechnerisch um 0,1 Prozentpunkte.

Der Honorarzuwachs wurde von Krankenkassen und KBV damit begründet, dass in einer alternden Gesellschaft die Krankenzahlen steigen. Noch zu Beginn des Jahres hatte der Streit um die Honorare dazu geführt, dass die Mediziner streikten. Die Proteste verstummten allerdings, als bekannt wurde, dass die Ärzte im Schnitt im ersten Quartal dieses Jahres 7,8 Prozent mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres aus der kassenärztlichen Versorgung einnahmen.

Doch die Zuwächse wurden nicht gleichmäßig verteilt. Durch die seit Beginn des Jahres geltende Honorarreform bekamen niedergelassene Ärzte in den Ost-Regionen etwas mehr Geld als zuvor, während Mediziner beispielsweise in Baden-Württemberg teilweise leichte Einbußen hinnehmen mussten. Die Ärzte in den neuen Bundesländern haben meist ältere und kränkere Patienten zu betreuen und behandeln kaum lukrative Privatpatienten. Dem Vorschlag der Kassenärztlichen Vereinigungen zu „Stützungsmaßnahmen“ für die nun wiederum angeblich benachteiligten West-Regionen kamen die Krankenkassen in den jetzt abgeschlossenen Verhandlungen nicht nach.

Nach Rechnung der KBV bekommt ein niedergelassener Mediziner im Schnitt jährlich 173.385 Euro an Honoraren von den Kassenpatienten. Davon sind Praxiskosten, Steuern und Altersversorgung abzuziehen. Die Barmer Ersatzkasse errechnet Einkünfte von jährlich 311.000 Euro pro Praxis, inklusive der Privatpatienten.BARBARA DRIBBUSCH