brief des tages
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Im Konfliktfeld Kosovo

„Angst vor bosnischen Verhältnissen“; „Vertrauen verspielt“, taz vom 28. 12. 22

Obwohl das zwischen Serbien und Kosovo-Albanien umstrittene Gebiet nur von etwa 55.000 Ser­b:in­nen bewohnt wird, weist die taz zu Recht auf einen Konflikt mit potenziell großen Dimensionen hin. Richtig ist zudem, dass dieser Konflikt Europa beschädigt und Putin voranbringt. Die AutorInnen stellen sich jedoch einseitig auf den Standpunkt der Regierung des Kosovo, für die Nordkosovos serbische Kommunen ein integraler Bestandteil des kosovarischen Gesamtstaates sind. Da Serbien unter Miloševic den Anspruch der kosovo-albanischen Bevölkerung auf demokratische Selbstbestimmung strikt ablehnte, waren die Rebellion der Kosovo-Albaner und deren Staatsgründung nur legitim. Dass die Serben im Nordkosovo sich an dieser Veränderung nicht beteiligen wollten, ist ebenso legitim, erst recht, weil sie keine Sprachinsel innerhalb Kosovos bilden, sondern an das unumstritten serbische Staatsgebiet grenzen. Wenn die EU signalisiert, dass sie einem möglichen Zusammenschluss der beiden albanischen Staaten zustimmen würde, wäre dem albanischen Sicherheitsbedürfnis Genüge getan und der Balkan etwas weniger „balkanisiert“. Jürgen Kasiske, Hamburg