Bremen braucht mehr Feuerlöscher

FEUERWEHR Die Bremer Berufsfeuerwehr liegt aufgrund massiven Personalmangels weit zurück hinter den bundesweiten Sicherheits-Standards. Besonders schlimm ist die Situation in Bremen-Nord

Nach den Richtlinien der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) müssen Löschfahrzeuge mit zehn Feuerwehrleuten besetzt und in acht Minuten am Brandort sein. Daneben sollen zusätzliche Trupps für die Sicherheit der Kollegen sorgen.

■ In Bremen sitzen acht Feuerwehrleute auf Löschzügen, die zehn Minuten bis zum Einsatzort benötigen. Sicherungstrupps gibt es keine.

■ Die Zielzahl der Bremer Feuerwehr liegt bei 505 Mitarbeitern. Zum Vergleich: Düsseldorf hat 920 hauptberufliche Feuerwehrleute.

In Bremen sollten die Menschen besonders gut darauf Acht geben, kein unerwünschtes Feuer zu entfachen. Im Brandfall dauert es nämlich viel zu lang, bis die Feuerwehr da ist. Laut Aussagen der zuständigen Ver.di-Betriebsgruppe fehlen in der Stadt 80 Feuerwehrleute.

Die Situation des Bremer Lösch- und Hilfeleistungsdienstes (LHD) sowie das Umsetzungskonzept für die Neustrukturierung der feuerwehrtechnischen Ausbildung standen gestern auf dem Programm der Innendeputationssitzung – und diesen Termin nahmen Vertreter der Feuerwehr zum Anlass, klare Forderungen an Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) zu formulieren. „Vor allem Bremen-Nord benötigt Hilfe“, sagt der Personalratsvorsitzende Lars Hartwig.

Dort seien die Kollegen „allein“ – und auf die Freiwillige Feuerwehr angewiesen. Unerlässlich sei dort die Wiederinbetriebnahme eines Löschfahrzeugs, einhergehend mit 80 zusätzlichen Feuerwehrleuten. „Damit hätten wir wieder die Kapazität, die wir im Jahre 2000 hatten.“

Wie brenzlig die Situation nicht nur für Brandopfer ist, bringt Gewerkschaftsvertreter und Feuerwehrmann Klaus Schmitz auf den Punkt: „Die Mindestforderung, die ich habe, ist, dass man mich selber bei Gefahr aus dem Feuer holt. Aber das geht nicht.“ Aufgrund des Personalmangels gebe es keine Sicherungstrupps zur Rettung der KollegInnen, die nicht mehr aus einem brennenden Gebäude herauskommen. Das sei bei allen anderen Berufsfeuerwehren in Deutschland anders. Auch beim Erreichen des Einsatzortes unterscheidet Bremen sich vom Rest der Republik: Löschfahrzeuge von Berufsfeuerwehren sind normalerweise in acht Minuten am Einsatzort, in Bremen dauert’s zehn – zudem ist das Feuerwehrauto auch nur mit acht statt mit zehn Personen besetzt.

Grundlagen für die Voraussetzungen, die eine Feuerwehr im „Falle eines kritischen Wohnungsbrandes“ erfüllen muss, hat die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) im Jahre 1998 formuliert. An dieses „AGBF-Schutzziel“ halten sich die Feuerwehren, so auch die in Bremerhaven: „Ihr Dezernent Jörn Hoffmann hat sich ganz klar hinter das Schutzziel gestellt“, sagt Lars Hartwig. Bremerhaven wird zehn Millionen Euro investieren und zwei neue Feuerwachen bauen.

In Bremen sieht das anders aus: „Die Empfehlung der AGBF wird hier infrage gestellt“, sagt Klaus Schmitz. Selbst der Bremer Feuerwehr-Amtsleiter Karl-Heinz Knorr habe gesagt: „Wenn ich den politischen Auftrag erhalte, Personal einzusparen, dann befolge ich ihn auch.“ Dabei leisten seine Feuerwehrleute laut Schmitz bereits jetzt „Mehrarbeit in Höhe von 30 bis 40 Vollzeitstellen pro Jahr“.

Ein weiteres Problem stellt die Ausbildung dar, denn die in Bremerhaven angesiedelte Landesfeuerwehrschule wird schließen. Nun muss Bremen seinen Nachwuchs selbst ausbilden. „Dafür sind uns aber nur zwei Stellen zugesprochen worden“, sagt Bernd Bauer, stellvertretender Personalratsvorsitzender. Vorher seien für die Ausbildung sieben Kollegen zuständig gewesen. „Wir fordern, dass die Anwärter solange extern ausgebildet werden, bis wir in Bremen vernünftige Voraussetzungen haben.“

„Die Bremer Feuerwehr hat sich in den letzten Jahren immer nach Kassenlage verändert, nie nach tatsächlichem Bedarf“, sagt Bauer. „Wir erwarten von der Innendeputation, dass sie endlich das Schutzziel anerkennt und sich hinter ihre Feuerwehr stellt!“ Die Deputation wollte sich vor ihrer Sitzung nicht äußern und hat bei Redaktionsschluss noch getagt.  SCHN