meinungsstark
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Die Verbrechen der Inquisition

„Ratzingers Erbe“, taz vom 2. 1. 23

Dank an Philipp Gessler, dessen kritischer Kommentar zu Ratzingers (kirchen-)politischem Wirken fast ein Alleinstellungsmerkmal darin hat, nicht der Intellektualität von Benedikt zu huldigen, sondern den Fokus auf den Reaktionär Joseph Ratzinger zu richten!

Ergänzend sei auf dessen langjähriges Wirken (zwischen 1981 und 2005) als Präfekt der Glaubenskongregation – Nachfolgeinstitution der „Heiligen Inquisition“ – hingewiesen: Nach einem 13 Jahre dauernden „wissenschaftlichen“ Prüfprozess wurde unter seinem Vorsitz Galilei 1992 – und somit rund 400 Jahre nach dem Urteilsspruch – von Papst Johannes Paul II. „rehabilitiert“. Die Vatikan-Wissenschaft zum „Fall Galilei“ anerkannte hier ein Fehlurteil (!), allerdings habe Galilei durch sein unklares Verhalten vor der Inquisition dazu beigetragen. Am ersten Fastensonntag des Jahres 2000 gestand Ratzingers Vorgänger Papst Johannes Paul II. als erster Papst öffentlich Irrtümer und Fehlverhalten der katholischen Kirche ein. Die Kirche habe „bisweilen Methoden der Intoleranz“ zugelassen – damit gemeint waren die Verfolgung Andersgläubiger, Zwangsbekehrung, Folter und Inquisition.

So erhielt mit Galilei auch der katholische Massenterror der Inquisition die Absolution – man kann sich ja mal irren …

Albert Lange, Detmold

Die Verbrechen der Taliban

„Die dritte Meinung: Es braucht langfristige Solidarität mit den afghanischen Frauen, fordert Maiyra Chaudhry“,

taz vom 29. 12. 22

„Ich wünschte, ich wäre nicht in Afghanistan geboren“, so lautete die Notiz einer Medizinstudentin in ihrem Arbeitsheft. Mich schaudert es. Als ehemalige Medizinstudentin, als Frau mit pakistanisch-afghanischen Wurzeln, als Mutter einer Tochter. Und mein Herz bricht, während ich Videos von weinenden Studentinnen in ihren Klassenräumen sehe. Von männlichen Studenten, die aus Protest gegen das Verbot für Frauen den Prüfungsraum verlassen. Von Frauen und Mädchen, die trotz der Gefahr auf die Straße gehen und ihre Stimme erheben. Ihre Welt geht gerade unter.

Im August 2021 kamen die Taliban an die Macht, und die ganze Welt schaute zu, wie Panik und Chaos in der Bevölkerung ausbrach, und über 10 Jahre ist es nun her, dass die Taliban versucht haben, Malala Yousafzai mit einem Kopfschuss zu töten. Warum? Weil sie trotz Verbot damals die Schule besucht und über das Leben unter der Taliban-Herrschaft berichtet hat. Obwohl sich viel in 10 Jahren geändert hat, hat sich nichts geändert. Ihr Vater appellierte bereits vor diesem Verbot schon an die internationale Staatengemeinschaft, Druck aufzubauen.

„Dieses Verbot ist weder islamisch noch menschlich. Unsere Religion Islam ist nicht gegen Bildung, im Gegenteil, sie fördert Bildung, Wissen und Wissenschaften“, sagt der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu. Was am Taliban-Regime ist denn überhaupt „islamisch?“, frage ich mich. „Es ist eine Pflicht für jeden muslimischen Mann und jede muslimische Frau, Wissen zu erlangen.“ (Ibn Majah) Und er betont die besondere Stellung der Tochter: „Wer eine Tochter gut aufzieht und ihr eine gute Bildung angedeihen lässt, erwirbt dadurch das Paradies.“ (Tirmidhi) Mit den Füßen treten die Taliban die grundlegendsten Lehren des Islam. Tuba Ahmed-Butt

Friedensforschung versteckt sich?

betrifft: Friedensforschung in Kriegszeiten

Friedensforschung bezeichnet den Teil der Konfliktforschung, der die Grundlagen für dauerhaften Frieden zwischen Staaten, Völkern und Menschen erforscht. Allein in der Bundes­republik gibt es fast ein Dutzend Friedensforschungsinstitute. Aber gerade jetzt, wo Krieg herrscht, hört man von denen so gut wie nichts. Wo haben die sich alle versteckt? Warum melden sie sich nicht zu Wort? Gerade jetzt! Sind ihre Forschungen doch nicht das Papier wert? Fehlt es an Zivilcourage? Das würde ein fatales Verhalten darstellen.

Rolf Hiller, Deckenpfronn