Dionysisches Gebräu

SEELENFORSCHUNG Die New Yorker Hazmat Modine suchen die Seele US-amerikanischer Musik

Uramerikanisch sieht ihr Name auf den ersten Blick nicht aus. Und so klingt er auch nicht, wenn ihn ein russischer Fernsehmoderator zu Beginn des 2007 erschienenen Debüts „Bahamut“ ausspricht: „Chassmatt Mohdiene“. Aber weit gefehlt. „Hazmat“ ist eine im Norden des Doppelkontinents durchaus geläufige Abkürzung für „hazardous material“. Und „Modine“ ein Hersteller großer Heizgebläse. Denn darum geht es: heiße Luft und gefährliches Material. Und um die Seele amerikanischer Musik.

In ihrer Heimatstadt New York galt die siebenköpfige Band um Wade Schuman, seines Zeichens Direktor der Malerei-Abteilung der New Yorker Kunstakademie, schnell als das Innovativste, was der Blues in den letzten Jahren zustande gebracht hat: Hier geht es tief in den Süden zur Geburtsstätte des Delta Blues, weit in die Baumwollfelder und Sümpfe hinein und ganz nah ans rostige Blech und Screamin’ Jay Hawkins’ Voodoozaubereien.

Anhänger einer reinen Lehre sind Hazmat Modine aber mitnichten, stattdessen findet sich ein krächzendes, röhrendes und dionysisches Gebräu aus Whorehouse-Blues, Reggae, Klezmer, Calypso, Country und rumänischem Brass-Band-Sound.

Dabei umschiffen Hazmat Modine gekonnt alle Klippen derartiger Vermischungs-Projekte. Weder klingen sie einfach trendy, noch kommt ihre Stil-Melange kitschig daher, stattdessen wandelt das Septett leidenschaftlich auf den noch nicht ausgetretenen Nebenpfaden der US-amerikanischen Musik, beschwört zugleich Gewohntes, Abseitiges und den unscharfen Raum dazwischen. Denn dort vermutet Schuman das Herz der amerikanischen Musik-Seele: ein „Melting Pot“, in dem beständig Kulturen aufeinanderprallen und sich befruchten.

Konsequent also, dass die New Yorker auf ihrem zweiten Album „Cicada“ nicht nur mit dem Kronos Quartet, sondern auch mit den kongenialen westafrikanischen Kollegen von der Gangbé Brass Band zusammengearbeitet haben.  ROBERT MATTHIES

■ Kiel: Mi, 30. 5., 20 Uhr, Pumpe; Hamburg: Do, 31. 5., 21 Uhr, Fabrik, Hannover: Sa, 2. 6., 21 Uhr, Pavillon