KOMMENTAR: KLAUS IRLER ÜBER SCHULISCHE VANDALISMUS-FAHNDUNG
: Pädagogische Hilflosigkeit

Falls sich niemand meldet, lachen sich die Schmierer ins Fäustchen

Die Toiletten im neuen Schulgebäude sind beschmiert und nun bietet der Schulleiter seinen Schülern 100 Euro für Hinweise, die dazu beitragen, die Schmierer zu überführen. Man kennt solche Vorgänge aus der Polizeiarbeit: „Sachdienliche Hinweise“ sind dann gefragt – und dem, der sie bringt, wird eine Belohnung in Aussicht gestellt.

Nicht von „Belohnung“, sondern von „Kopfgeld“ spricht nun die Harburger Linkspartei. Der Begriff „Kopfgeld“ ist berühmt geworden durch den Wilden Westen und schließt die Möglichkeit mit ein, den Verbrecher der Justiz tot zu übergeben. Es ist polemisch, dem Schulleiter dieses Rechtsverständnis zu unterstellen. Der Beitrag der Linkspartei tut der Diskussion nicht gut.

Die Frage ist vielmehr, welche Konsequenzen die Aktion hat und ob am Ende die Bilanz positiv ausfallen kann. Klar ist: Der Schulleiter versaut die Atmosphäre an seiner Schule. Falls er mit dem Geld wirklich einen Petzer ködert, wird dieser an der Schule seines Lebens nicht mehr froh. Und meldet sich niemand, lachen sich die Schmierer ins Fäustchen – und schmieren weiter.

So oder so signalisiert der Schulleiter, dass er keine Mittel hat, mit dem Problem auf eine konstruktive Art und Weise fertig zu werden. Indem er Methoden aus der Polizeiarbeit an seiner Schule anwendet, demonstriert er nur eines: pädagogische Hilflosigkeit.

Bericht SEITE 22