US-Finanzaufsicht ermittelt wegen Facebook-Debakel

ANLEGERSCHUTZ Investmentbank Morgan Stanley soll Aktie überteuert an die Börse gebracht haben

BERLIN | Nach dem verpatzten Börsenstart des Internetkonzerns Facebook werden nun US-Finanzbehörden aktiv. Die US-Finanzaufsicht FINRA teilte am Mittwoch mit, sie habe eine Untersuchung gegen die Investmentbank Morgan Stanley eingeleitet. Morgan Stanley führt das Facebook-Bankenkonsortium an, zu dem auch JPMorgan und Goldman Sachs gehören.

Auch die Finanzaufsichtsbehörde des Bundesstaates Massachusetts erklärte, sie habe Morgan Stanley zu einer Anhörung vorgeladen. Angeblich soll Morgan Stanley nur wenige Tage vor dem Börsengang die erwartete Umsatzentwicklung für Facebook deutlich nach unten korrigiert haben. Das Geldinstitut soll jedoch nur ausgewählte große Investoren über die pessimistischen Aussichten informiert haben. Klärungsbedürftig ist zudem, wieso Morgan Stanley nur drei Tage vor dem Börsengang den Ausgabepreis einer Facebook-Aktie von 28 Dollar auf 38 Dollar erhöht hat. Auch, warum 25 Prozent mehr Anteilscheine ausgegeben wurden als ursprünglich angekündigt.

Morgan Stanley wies die Kritik zurück: Man habe „regelkonform gehandelt“. Tatsächlich ist unklar, ob die Investmentbanker ihre Informationspflichten verletzt haben. Nach US-Recht dürfen Bankanalysten mit Investoren kommunizieren, solange sie unabhängig von den Mitarbeitern ihres Instituts agieren, die einen Börsengang betreuen.

Auslöser der Umsatzwarnung war Facebook selbst. Neun Tage vor dem Börsengang teilte das Unternehmen mit, sein Umsatz würde mit dem Wachstum der Nutzerzahlen nicht Schritt halten. Darüber wurde breit in den Medien berichtet.

Nach Angaben der Analysten der US-Firma Dealogic hat Facebook den schlechtesten Börsengang der letzten fünf Jahre hingelegt. Auch am vierten Handelstag in Folge brach die Facebook-Aktie erneut um 8 Prozent ein. An der Frankfurter Börse wurde das Papier gestern mit rund 24 Euro gehandelt. Seit ihrem Start am Freitag hat die Aktie damit etwa 20 Prozent ihres Anfangskurses verloren. Es könnte es noch schlimmer kommen: Analysten der Thomson-Reuters-Tochter Starmine glauben, dass sich der Kurs mittelfristig bei 9,59 US-Dollar einpendelt – 72 Prozent unter dem Preis, zu dem das Papier auf den Markt kam.

TARIK AHMIA