zurück in die zukunft
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Die Zeichnung stammt aus dem „Punch“-Magazin, einer britischen Satirezeitschrift, die von 1841 bis 1992 erschienen ist Illustration: TopFoto/Ullstein Bild

Was machen Sie im Sommer 2023? Sie haben sich vielleicht mit einem Freund im Park verabredet, es ist heiß, also machen Sie es sich im Schatten einer Buche bequem. Sie haben sich lange nicht mehr gesehen, es gäbe viel zu erzählen, aber da summt schon wieder das Smartphone. EIL: Der Grundwasserspiegel sinkt. Pling, eine Mail: 20 Prozent Rabatt, wenn Sie jetzt Flüge buchen. Plong: Ihr Bruder fragt, ob er am Wochenende Fleisch auf den Grill werfen darf. Über die vier Minuten Sprachnachricht von der Kollegin dazu, wie schlecht ihr Date war, vergessen Sie unterm Baum zu fragen, wie es Ihrem Freund überhaupt geht.

Erstaunlich ähnlich sah die Prognose für das Jahr 1907 aus, die ein Jahr zuvor in der Londoner Satirezeitschrift Punch abgedruckt wurde. Antizipiert wurde die Erfindung des kabellosen Telegrafen, der auch unterwegs Nachrichten auf einen schmalen Papierstreifen drucken könnte. Man müsste sich zwar eine Antenne auf den Kopf binden, könnte dafür aber langweiligen Gesprächen entgehen. „Diese zwei Personen kommunizieren nicht miteinander“, steht in der Bildunterschrift. Während die Frau eine romantische Nachricht liest, verfolgt der Mann ein Rennen über den portablen Telegrafen.

Pferderennen sind zwar längst out und durchschnittlich hängen zumindest in Deutschland mehr Männer als Frauen auf Datingapps rum. Aber heute, 116 Jahre später, ist die Vision von Kommunikationsschwierig­keiten durch die permanente digitale Erreichbarkeit tatsächlich Wirklichkeit geworden.  Sophie Fichtner