Paus alarmiert über Kita-Gewalt

Die Familienministerin ermutigt, Gewaltfälle zu melden

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat vor Gewalt in Kitas gewarnt und Eltern dazu aufgerufen, im Verdachtsfall die Polizei zu informieren. „Ich möchte alle Eltern ermutigen, solche Vorfälle der Polizei zu melden“, sagte Paus den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Dienstag. Gewalt in Kitas dürfe es nicht geben – auch wenn Überforderung der Grund ist, sagte sie. Den in Bayern jüngst beobachteten Anstieg von Gewaltfällen nannte Paus „verheerend“.

Einer Umfrage des Bayerischen Rundfunks (BR) unter Kita-Aufsichten in dem Freistaat zufolge wurden bis Dezember 232 Fälle von seelischer und körperlicher Gewalt dokumentiert – das sind rund hundert Verdachtsfälle mehr als im Jahr zuvor. Dazu zählt etwa, dass Kinder vom Personal zum Essen gezwungen, erniedrigt, bloßgestellt oder grob angefasst werden.

Die Untersuchung zeige, wie wichtig es sei, gut ausgebildete Er­zie­he­r:in­nen zu haben, sagte die Familienministerin und kritisierte die Praxis in einigen Bundesländern, angesichts des Fachkräftemangels und des hohen Krankenstands Teilzeitkräfte ohne erzieherische Ausbildung einzusetzen: „Hilfskräfte ohne Fachausbildung zu beschäftigen, ist keine Antwort auf die Knappheit beim Personal“, sagte Paus. „Der Umgang mit Kindern ist eine große Verantwortung und eine wichtige pädagogische Aufgabe, dafür braucht es Fachwissen und Erfahrung.“

Die Recherchen des BR hatten für einen bundesweiten Aufruf gesorgt, in dem Verbände und Wis­sen­schaft­le­r:in­nen forderten, dass die Rechte von Kindern in Kitas geschützt und Fachkräfte gestärkt werden. Neben Kitafachkräfteverbänden schlossen sich dem Aufruf das Deutsche Kinderhilfswerk, der Kinderschutzbund sowie die Gewerkschaften GEW und Verdi an.

Bundesweit fehlen im kommenden Jahr laut einer Prognose der Bertelsmann Stiftung von Mitte Oktober fast 384.000 Kita-Plätze. Vor allem in den westlichen Bundesländern sei die Nachfrage der Eltern nach Kita-Plätzen höher als die Zahl der 2021 angebotenen Plätze. (epd, dpa, taz)