sieben sachen
:

Installation in der Ausstellung von Anne Brannys Foto: Nancy Jesse

Die Tiefe der Erinnerung

Der Philosoph, Kulturkritiker und Übersetzer Walter Benjamin (1892–1940) war einer der bedeutendsten Denker der Moderne. Seine Wurzeln hatte er im Berlin der Gründerzeit. Nun hat das Schloss Britz ausgewählte Texte aus seiner Schrift „Berliner Kindheit um Neunzehnhundert“ ausgewählt, um sie im Kontext der historischen Räume neu hör- und erlebbar zu machen, und diesen sieben Positionen zeitgenössischer Künst­le­r*in­nen zum Thema Erinnerung gegenübergestellt.

Alt Britz 73, bis 30. 12., Di.–So. 12 bis 18 Uhr, 5/3 Euro

Her Noise: Von weiblichen Stimmen scheinen sich manche bedroht zu fühlen Foto: Dieter Hartwig

Zu laut! Zu hell!

Hillary Clintons Stimme wurde als „Eispickel im Gehörgang“ beschrieben. Michelle Obama kritisierte man, zu laut oder gar entmannend zu sein. Die Performance „Her Noise“ von Christoph Winkler thematisiert, wie unsere Gesellschaft weiblichen Stimmen gegenübertritt – und verleiht als Kontrapunkt ihrer Kraft und Vielfalt Ausdruck.

Radialsystem, 29.–31.12., 20/19 Uhr, 16/12 €

Ein Bild der Brauseboys in Moskau  Foto: Brauseboys

Ein Jahr wurde verspielt

Man kann mit 2022 nur Mitleid haben, finden die Brauseboys. Denn so schnell wurde noch kein Jahr verzockt. Ein Krieg im Osten, Hitzewallungen im Sommer, dann kamen die Affenpocken und nun noch Schüttelfrost. In ihren wöchentlichen Leseshows haben sie das Jahr 2022 intensiv durchlebt und kommentiert. Nun ziehen in der 17. Ausgabe ihres Jahresrückblicks Bilanz: Was bleibt, was vertrocknet in der Dürre der Geschichte?

Auf Nimmerwiedersehen 2022: 26.–30. 12., 20 Uhr, UfaFabrik, 31.12.–7. 1., 20 Uhr (Silvester um 19 Uhr), Kunstfabrik Schlot

Ebenfalls in Österreich geboren: Sophie Rois Foto: Luna Zscharnt

Wenn ein Kind Mensch wird

Die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926–1973) erzählt in „Alles“, einem von drei Texten des 1961 erschienen Erzählbands „Das dreißigste Jahr“, die Geschichte eines Vaters, der die gemeinsame Zeit mit seinem verstorbenen Sohn reflektiert – und das unterschiedliche Verhalten von Vätern und Müttern gegenüber ihren Kindern. Bachmann, eine der bedeutendsten Ly­ri­ke­r*in­nen unserer Zeit, geht darin der Frage nach, wie ein Kind das Leben zweier Menschen verändert. Am Tag der Geburt des Erlösers gelesen von der wunderbaren Sophie Rois.

Sophie Rois liest „Alles“ von Ingeborg Bachmann: Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 25. 12., 18 Uhr, Tickets 18 Euro

Toni Karat erzählt die Geschichten von Grenz­gän­ge­r*in­nen Foto: Melting Point Images/Toni Karat

Die Liebe im Spiegelbild

Es ist festliche Tradition. Das Lichtblick Kino lässt das Jahr mit einem besonderen Beitrag des Pornfilmfestivals ausklingen. In Anwesenheit der Regisseurin zeigt es Toni Karats Debüt und Gewinner des „Best Documentary“-Awards über die Selbstliebe.

The EXBlicks X-mas Edition: „Narcissism – The Auto-Erotic Images“, Lichtblick, Kastanienallee 77, 29. 12., 20.30 Uhr, inkl. Glühwein 9 Euro

Screenshot aus Murnaus „Nosferatu“ (1922) Foto: F.-W.-Murnau-Stiftung, Wiesbaden

Ikone des Grusels

Friedrich Wilhelm Murnaus „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ feierte 1922 im Marmorsaal des Zoologischen Gartens Premiere und ist heute Teil der Populärkultur – von Horrorfilmen bis zu den „Die Simpsons“. „Phantome der Nacht. 100 Jahre Nosferatu“ in der Sammlung Scharf-Gerstenberg widmet sich der Beziehung der Ikone des Stummfilms zur bildenden Kunst.

Sammlung Scharf-Gerstenberg, Schloßstraße 70, bis 23. 4., Di.–Fr. 10–18 Uhr, Sa.–So. 11–18 Uhr

Bieten persönlichen Service: Die Gorillas Foto: Steffen Roth

Zum Beispiel als Operette

Wohnung gefunden? Partner verloren? Haustier zugelegt? Gesund geblieben? Am Ende des Jahres ist es an der Zeit, auch einmal ganz für sich persönlich Bilanz zu ziehen. Das ermöglichen Die Gorillas mit ihrem traditionellen Jahresendangebot. Die Schau­spie­le­r*in­nen spielen erstens ein Brettspiel, das auf eine Leinwand übertragen wird, und zweitens Impro-Theater. Die Szenen, Lieder und Gedichte werden dabei von den Vorschlägen der Zuschauenden inspiriert. Dafür fragen die Mo­de­ra­to­r*in­nen Karin Werner (Waschhaus Potsdam) und Leon Düvel (Heimathafen Neukölln) das Publikum nach Wünschen und Erlebnissen des vergangenen Jahres. Das eigene Leben in einer Show. Etwa als Minimusical, Heavy-Metal-Song oder Operette.

Gorillas – Rückblick 2022: Waschhaus Potsdam, 27. 12., 20 Uhr; Heimathafen Neukölln, 28.–30. 12., 20 Uhr & 31. 12., 19 Uhr, Tickets 10–22 Euro