brief des tages:
Holodomor im Bundestag
„Der Bundestag ist keine Historikerkommission“, taz vom 30. 11. 22
Vollständig d’accord bin ich mit Stefan Reineckes hoch gescheitem Seite-Eins-Kommentar zum Holodomor-Antrag von Ampel und CDU im Bundestag. Solch eine differenzierte Betrachtung dieser vom Stalinismus ausgelösten Hungerkatastrophe der 1930er Jahre in der Sowjetunion hatte ich der taz nach all den meines Erachtens oft einseitigen Berichten und Kommentierungen zu aktuellen Krisenthemen in letzter Zeit gar nicht zugetraut. Der Autor zieht hier meiner Meinung nach die richtigen Vergleiche und Schlüsse: „Man will Kiew weiter im Kampf gegen Putins Imperialismus unterstützen“, aber für den Holodomor ist der „Begriff Völkermord zweifelhaft“. Dieser „Krieg traf damals die Landbevölkerung auch in anderen Teilen der UdSSR“. „Es hat etwas Anmaßendes, einer komplexen historischen Debatte nun den Weg leuchten zu wollen. Das unterscheidet den Holodomor-Antrag von der Armenienresolution“. Durch das „Triggerwort Völkermord“ „drängt sich der Verdacht auf, dass hier Geschichte für gegenwärtige Ziele zugeschnitten wird“. Ein toller Artikel eines sehr differenziert nachdenkenden politischen Kommentators. Albert Reinhardt, Stralsund
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen