Anja Krüger über Flüssiggaslieferungen aus Katar
: Habecks Glaubwürdigkeit

Katar hat bekannt gegeben, Deutschland in großem Stil mit Flüssiggas versorgen zu wollen – ab 2026 für einen Zeitraum von 15 Jahren. Das ist keine gute Nachricht. Denn es geht mitnichten darum, mit dieser Vereinbarung die aktuelle Energiekrise zu lindern. Hier geschieht genau das, wovor Kri­ti­ke­r:in­nen von Flüssiggas, dem sogenannten LNG, immer gewarnt haben: Im Windschatten der aktuellen Energiekrise wird eine absurd teure und vor allem sehr klimaschädliche neue Infrastruktur aufgebaut, die auf viele Jahre bestehen bleibt. Das ist fatal. Angesichts der rasant voranschreitenden Erderhitzung darf es nicht um den Umstieg von russischem Gas auf LNG aus Katar, den USA, Australien oder anderen Ländern gehen. Stattdessen muss der Ausstieg aus fossilen Energien so schnell wie möglich gelingen. Aber das Gegenteil geschieht, wenn Verträge wie der jetzige mit Katar geschlossen werden.

Der rasante Ausbau der LNG-Infrastruktur in Deutschland wird vom grünen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit der prekären Erdgaslage begründet, die den russischen Lieferausfällen geschuldet ist. Es ist richtig, neue Energiequellen zu erschließen. Aber: Der Aufbau einer LNG-Versorgung darf nicht im Modus einer anhaltenden Panikreaktion erfolgen. Im Fokus stehen muss die Frage, was die Entscheidungen von heute für die Zukunft bedeuten. Und hier gibt es einen gewaltigen Haken.

Habeck versucht, den rasanten Aufbau der LNG-Infrastruktur mit dem Versprechen aufzuhübschen, dass sie künftig für grünen Wasserstoff genutzt werden soll. Bislang ist das aber nicht mehr als ein sehr vages Versprechen. Es wird durch Lieferverträge wie den mit Katar nicht glaubwürdiger. Denn am Standort Brunsbüttel ist die Infrastruktur damit bis mindestens 2041 für LNG zu großen Teilen geblockt. Aber spätestens ab 2030 soll der Hochlauf für den grünen Wasserstoff beginnen, den Hoffnungsträger für die Energiewende – und ­dabei kommt es gerade auf den Standort Brunsbüttel an. Habeck ist dabei, seine Glaubwürdigkeit als Energiewendeminister zu verlieren.

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