Einer von 100 Einzelfällen

Eine 14-Jährige soll mit ihren Eltern nach zwölf Jahren in Deutschland in den Kosovo abgeschoben werden

Die 14-jährige Filloteja Mirena aus dem schleswig-holsteinischen Neumünster ist einer von hunderten Einzelfällen. Zwölf Jahre wurden sie und ihre Familie in Deutschland geduldet, jetzt soll sie mit ihren Eltern am Donnerstag in den Kosovo abgeschoben werden. Schon im Frühjahr mussten ihr Bruder und ihre Schwester ausreisen. Bundesweit werden Familien auseinandergerissen oder abgeschoben, seit Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) im April ein Abkommen unterzeichnet hat, nach dem die Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland schnellstmöglich „zurückgeführt“ werden sollen. Ungeachtet dessen, dass sie längst hier ihren Lebensmittelpunkt haben, wie Filloteja ihre Ausbildung abbrechen müssten.

„Das ist ist echt eine Unverschämtheit, was die da vor haben“, schreiben ihre Cousinen Mili und Gony im Forum von www.fillojeta-muss-bleiben.de. Auch ihre Mitschüler in Neumünsteran sind wütend. Gestern überreichten sie dem schleswig-holsteinischen Innenminister Ralf Stegner (SPD) in Kiel 1.300 Unterschriften gegen die drohende Abschiebung der Familie.

Stegner soll sich nach den Forderungen von schleswig-holsteinischen Flüchtlingsorganisationen auf der Innenministerkonferenz Ende dieser Woche auch für ein dauerhaftes Bleiberecht für Menschen wie Filloteja stark machen. Bisher müssen diese Fälle einzeln entschieden werden, zunächst in der Ausländerbehörde, danach vor Gericht. In einigen Bundesländern – so auch in Schleswig-Holstein – gibt es als letzte Möglichkeit eine Härtefallkommission, die das Innenministerium um eine Ausnahmeregelung ersuchen kann. Für die Familie Mirena ist es bis dahin noch ein langer Weg. Sie hat am Wochenende Zuflucht in einer kirchlichen Gemeinde gesucht, um nicht in Abschiebehaft genommen zu werden. Ihr Anwalt Heinrich Lau hat beim Verwaltungsgericht Schleswig einen Eilantrag auf Aussetzung der Abschiebung gestellt. Er begründet dies mit der Suizidgefährdung der Eltern aufgrund der Stresserfahrungen rund um ihre Flucht aus dem Kosovo. Lau ist optimistisch: „Ich gehe davon aus, dass sie bleiben können.“ eib