Jahresrückblick Literatur von: Jens Uthoff

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Jens Uthoff

Mitarbeiter der wochen­taz, Autor

Roman des Jahres

Juri Andruchowytsch: „Radio Nacht“ (Suhrkamp). Die Nacht, die Zeit der tieftraurigen Töne. Radiomoderator ­Josip Rotsky spielt uns 15 Kapitel lang den Blues und erzählt vom Schicksal Osteuropas. Ein Buch in Moll.

Politisches Buch

Tanja Maljartschuk: „Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus“ (KiWi). Hier ertastet, erlebt man die Ukraine in Worten. Meisterinnenhaft, wie die Autorin kollektive Erfahrung mit individueller Erinnerung mischt.

Zum Verschenken

Heinz Strunk: „Ein Sommer in Niendorf“ (Rowohlt). Protagonist Roth fährt zum Romanschreiben nach Niendorf, am Ende hat er ein „Aroma von Verfall, Fäulnis, Verhängnis“ in der Nase. Was dazwischen passiert ist, ist lesenswert.

Zum Angeben

Bob Dylan: „Die Philosophie des modernen Songs“ (C. H. Beck/Simon & Schuster). Wie Blues und Rock ’n’ Roll wurden, was sie sind, welche Geschichten die Hits erzählen – all das erzählt His Bobness hier.

Auch schön

Annie Ernaux: „Das andere Mädchen“ (Suhrkamp). Eine Biografie, erzählt in einem Brief an die gestorbene Schwester, die die Erzählerin nie kennenlernte. Das ewige Drama Familie verdichtet in Sätzen, die einen umhauen.