17.-Juni-Fototafeln
: Die Demontage war richtig

Man kann darüber streiten, ob es so geschickt ist, praktisch zum Jahrestag des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 Gedenktafeln für diesen Aufstand entfernen zu lassen, zumal als staatliche Institution. Und natürlich ist etwas dran am Argument der „Arbeitsgemeinschaft 13. August 1963“ unter Alexandra Hildebrandt, das vor Eichels Ministerium eingelassene, offizielle und elegante Denkmal an den 17. Juni ist kaum verständlich, wenn nicht sogar unverständlich – man versteht es am besten aus der Vogelperspektive. Außerdem erkennt man bei ihm nur schemenhafte Gesichter der Aufständischen, so grobkörnig, wie sie dargestellt sind.

KOMMENTAR von PHILIPP GESSLER

Dennoch war es richtig, die plakativen Fototafeln nun abzuhängen. Es tut der politischen Kultur dieser Stadt nicht gut, wenn Hildebrandt und Co. glauben, sich kalt über Gerichtsbeschlüsse hinwegsetzen zu können – und das mit der fast schon üblichen Polemik Hildebrandts gegenüber Politikern auf Landes- und Bundesebene, so sie sich erdreisten, nicht der Meinung der Chefin des Hauses am Checkpoint Charlie zu sein. Sie tut ihrer Sache damit keinen Gefallen.

Andererseits zeigt die Demontage erneut, dass das offizielle Mauergedenken in der Hauptstadt nach wie vor zu kurz kommt und allzu verkopft ist – vor allem deshalb strömen die Touristen zum Kreuzwald am Checkpoint Charlie. Mag dieses Denkmal noch so peinlich, ja kitschig sein, es ist Herzblut dabei, und das spüren die Menschen.

Es wäre deshalb an der Zeit, Hildebrandt und ihre SED-Opfer wieder ins Boot des offiziellen Gedenkens zu holen, so anstrengend dies auch sein mag. Der nächste Prozesstermin vor dem Kammergericht wegen der Mauerkreuze steht noch nicht fest. Klar aber ist schon jetzt: Es dürfte wieder ein Spektakel Marke Hildebrandt werden. Das ist schade.