Der, der nur gewinnen kann

Sein Daumen zeigte nach oben, dazu gab es ein freundliches Grinsen. Rechts am Sakkorevers steckte eine Anstecknadel vom Hauptsponsor, links eine von den Hannover Scorpions. Das nette Bild, das Igor Pawlow als neuer Trainer eines krisengeschüttelten Eishockeyvereins für die Fotografen abgab, war die beste aller Möglichkeiten.

„Hannover ist eine Hausnummer im deutschen Eishockey“, sagte der 47-Jährige bei seiner Vorstellung. Pawlow beließ es bei aufmunternden Worten und allgemeinem Palaver. Dass Hannover zuletzt zu den unrühmlichen Hausnummern der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gezählt hat, fand in seiner Antrittsrede keine Berücksichtigung.

Im Grunde kann der neue Scorpions-Trainer nur gewinnen. Pawlow tritt die Nachfolge des entlassenen Toni Krinner an, unter dessen Regie der Klub in seine schwerste Krise geschlittert ist. Niederlagen in Serie und Zerwürfnisse zwischen Vereinsführung und Fans sowie Trainer und Mannschaft haben dafür gesorgt, dass auch der letzte Lorbeer der vor zwei Jahren bejubelten Meisterschaft verwelkt ist.

Wer den unbeliebtesten Coach der Vereinsgeschichte beerbt, dem bietet sich eine einmalige Chance. Die Rahmenbedingungen, die Pawlow vorfindet, sind angesichts eines stark reduzierten Etats und dem Abschied von Führungsspielern schlecht. Er kann auf fast nichts aufbauen und darf daraus etwas gestalten – freundlich formuliert steht der neue Trainer vor einer anspruchsvollen Aufgabe.

Seine Vita lässt nur erahnen, warum Igor Pawlow der richtige Mann sein soll. Der gebürtige Russe hat schon die Erstligisten Krefeld Pinguins und Kölner Haie trainiert. Nach einer schwachen Saison mit den Revier-Löwen Oberhausen war es um ihn still geworden, ehe er 2004 bei den Fishtown Penguins Bremerhaven anheuerte. Der Zweitligist war lange Zeit Kooperationspartner der Scorpions, um talentierten Spielern erste Stehversuche in der DEL zu ermöglichen.

Pawlow wird einen ähnlichen Weg einschlagen müssen, weil den Scorpions das Geld für hochkarätige Profis fehlt. Klubchef Günter Papenburg will als Geschäftsführer künftig noch genauer auf die Zahlen seines Vereins achten. Marco Stichnoth, dem Papenburg die Zuständigkeit für alle Budgets entzogen hat, wird den neuen Trainer als Sportdirektor unterstützen.

Nach der teuren Erkenntnis, dass erstklassiges Eishockey in Hannover nicht refinanzierbar ist, geht es jetzt um die Frage, ob man mit jungen deutschen Spielern in der DEL etwas auf die Beine stellen kann. Pawlow wird darauf hoffen müssen, dass trotz der Gehaltskürzungen und Kapriolen genügend Verstärkungen bei ihm anklopfen. CHRISTIAN OTTO