Zwei Väter des Erfolgs

POKAL Manager Kaiser und Trainer Vranjes haben SG-Flensburg-Handewitt wieder an die Spitze geführt

Mit einer großen Party auf dem Südermarkt hat die SG Flensburg-Handewitt am Samstag ihren ersten Titel seit sieben Jahren gefeiert. 32:28 gewann sie im Rückspiel gegen den Titelverteidiger VFL Gummersbach im Europapokal der Pokalsieger. Es war der Höhepunkt einer Saison, in der die Qualifikation für die Champions League bereits gesichert und die Vizemeisterschaft bei zwei noch ausstehenden Aufgaben wahrscheinlich ist.

Und das Beste ist: Das alles wurde nicht mit Schulden erkauft, wie der eine oder andere Titel der Vergangenheit, sondern solide finanziert. Binnen drei Jahren hat Manager Holger Kaiser den Förderklub vom drohenden Abstieg ins sportliche Mittelmaß und vom finanziellen Chaos wieder zur zweiten Kraft hinter dem THW Kiel gemacht.

Als Kaiser die Nachfolge von Fynn Holpert antrat, war es in der Branche eine ausgemachte Sache, dass sich ein Verein wie die SG Flensburg-Handewitt, der keinen Großsponsor im Hintergrund hat, brav hinter den von Mäzenen geführten Großstadtklubs wie dem HSV oder den Rhein-Neckar-Löwen aus Mannheim einzuordnen hat.

Am Anfang der Kaiser-Ära stand eine harte Sanierungspolitik, die auch den Spielern Einbußen abverlangte. Der größte Coup gelang Holger Kaiser, als er Mitte der vergangenen Saison Teammanager Llubomir Vranjes zum Cheftrainer machte und das Ziel ausgab, mit ihm „eine Mannschaft mit Gesicht“ aufzubauen.

„Er ist eines der größten Trainer-Talente“, schwärmt Kaiser von Vranjes. „Er hat phantastische taktische und menschliche Qualitäten und hat damit ein extrem hohes Standing in der Mannschaft. Die Spieler hängen an seinen Lippen.“

Vor allem besitzt Vranjes die Fähigkeit, jeden einzelnen Spieler besser zu machen. Groß war die Skepsis, als zu Saisonbeginn die fast schon abgeschriebenen Nationalspieler Holger Glandorf und Lars Kaufmann verpflichtet wurden. Den sensiblen Glandorf machte Vranjes zum unbestrittenen Führungsspieler und Rückraumkanonier, Kaufmann entlockte er Fähigkeiten, die kaum jemand bei ihm vermutet hätte.

Auch die beiden überragenden Spieler des Finales gegen Gummersbach beweisen den Instinkt von Kaiser und Vranjes. Torwart Mattias Andersson, der den zum HSV gewechselten Dan Beutler mehr als ersetzte, war mit 23 Paraden zur Stelle und der junge Rückraumspieler Petar Djordjic steuerte acht Treffer zum Sieg bei.

Wir haben mit der neuen Mannschaft bereits im ersten Jahr für Furore gesorgt“, sagt Kaiser. „Ich bin sicher, wenn die Mannschaft zusammenbleibt, wird sie auch noch andere Titel gewinnen.“ Titel, die der Baumeister dieser Mannschaft wohl nicht mehr mitfeiern wird. Das große Managertalent Holger Kaiser wird fast sicher in die Spitze der Handballliga (HBL) wechseln. Beim letzten Saisonheimspiel am Mittwoch gegen Hannover-Burgdorf wird dann wohl ausnahmsweise mal ein scheidender Funktionär gefeiert werden. RALPH LORENZEN