Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Danach haben wir uns schon immer gesehnt: uns im Theater mal nach allen Regeln der dramatischen und postdramatischen Kunst zu Tode zu amüsieren. Oder zumindest an den Rand des Komas. Und nun macht’s der scheidende HAU-Chef Matthias Lilienthal möglich. Die Vorlage könnte nicht geeigneter sein: der eintausendfünfhundertseitige Romanexzess von David Foster Wallace „Unendlicher Spaß“. So ist auch der Vierundzwanzigstunden-Theatermarathon überschrieben, mit dem sich Matthias Lilienthal in den Nahen Osten verabschiedet. Womit im vorliegenden Fall nicht das Berliner Umland gemeint ist, das manch Westsozialisierter immer noch den „nahen Osten“ nennt. Vielmehr wird Lilienthal nach Beirut umziehen, wie er in verschiedenen Interviews angekündigt hat. Zuvor werden zwölf Künstler und freie Gruppen, mit denen das HAU in den letzten Jahren zusammengearbeitet hat, in der Stadt „Unendlicher Spaß“ als 24-stündiges Stationendrama inszenieren. Mit von der Partie sind unter anderem Gob Squad, der polnische Regiestar Jan Klata, Videoartist Chris Kondek, Theaterminimalist Richard Maxwell, der schrullig-poetische französische Theaterkünstler Philippe Quesne, She She Pop oder Anna Viebrock, Raumzauberin von Christoph Marthaler, die aber auch selbst inszeniert. Empfohlen werden vom HAU für diese Unternehmung wetterfeste Kleidung und festes Schuhwerk. Denn Teil der Aufführung, in der am Samstag zum ersten Mal das im Roman entworfene Boston der Zukunft wie eine Folie über Berlin und unsere vom Kapitalismus schwer beschädigte Gegenwart gelegt wird, sind längere Fußwege. Getränke und Speisen können unterwegs erworben werden, wird versprochen. Ein Carepaket mit Wachmachern ist aber, wie vom Veranstalter versichert wird, im Preis für das Ticket inbegriffen.

■ „Unendlicher Spaß“: Start Samstag, 9.30 Uhr S-Bhf Grunewald, Ende Sonntag, 9.30 HAU 2. Anmeldung nötig, Info: www.hebbel-am-ufer.de