LESERINNENBRIEFE
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Stau und Aggression

■ betr.: „Karneval der Kulturen“, taz vom 25. 5. 12

Am Sonntag feierten Tausende Besucher den jährlichen Karneval der Kulturen in Berlin. Rund um den Blücherplatz waren die Straßen gesperrt, was schon mal für erheblichen Stau sorgte. Für mich begann der Tag mit dem Umzug um 12.30 Uhr am Hermannplatz. Auf der Strecke boten zahlreiche Händler Waren und Produkte aus verschiedenen Ländern an. Die Berliner Wasserbetriebe verteilten kostenloses Wasser. Aber nicht nur die Sonne war unangenehm, ich empfand die Stimmung insgesamt als sehr geschwollen. Die Sicherheitskräfte waren ziemlich aggressiv, was ich selber erfahren musste. Ich war als Fotograf beim Umzug unterwegs und wurde des Öfteren bereits beim ersten Wagen mit ihnen konfrontiert. Ich habe persönlich immer viel Freude und Spaß mit dem Umzug verbunden. Dieses Jahr war ich allerdings enttäuscht. Unfreundliche Sicherheitskräfte, sehr nervöse Umzugsteilnehmer und desinteressierte Veranstalter. Eine Bilanz für mich, die sehr ernüchternd ausfiel.

JULIAN STÄHLE, Berlin

Am Lärmschutz kräftig gespart

■ betr.: „Fluglärm ist politische Brutalität“, taz vom 18. 5. 12

Das gilt nicht nur für Tegel, sondern ebenso für den raumordnerisch ungeeigneten Standort Schönefeld! Hier werden künftig mindestens 150.000 bis 200.000 Anwohner durch den Lärm der 2- bis 3-fach höheren Anzahl von Flugbewegungen als in Tegel dumm und krank gemacht, der Nachtruhe beraubt und infolge der Grundstückswertminderung in Höhe von 50 bis 70 Prozent (Konsensbeschluss 1996) ohne Wertausgleich teilenteignet.

Da Privatinvestoren in Anbetracht der hohen Bevölkerungsbetroffenheit und der zu erwartenden hohen Schallschutzkosten um ihre Rendite fürchteten, übernahm großsprecherisch der Staat den „Fluch“hafenbau aus Steuermitteln. Um von den Parlamenten die Zustimmung zu erhalten, musste der Bau billig sein, schnell vonstatten gehen und am passiven Lärmschutz kräftig gespart werden (anstatt ca. 750 Millionen, wie vom Verband deutscher Grundstücksnutzer errechnet, wurden nur etwa 150 Millionen Euro veranschlagt). Und um dies mit einem rechtsstaatlichen Anstrich zu versehen, wurde alles von dem Staat wohlgesinnten, nach dem Parteienproporz ernannten Bundesrichtern von einem als befangen geltenden Bundesgericht (siehe Financial Times von Ende August 1994!) abgesegnet. Die künftig „bis an die Grenze der Zumutbarkeit“ (Urteil BVerwG 2006) und wohl noch stärker lärmgeplagten Anwohner freuen sich jedenfalls über den erst einmal „geretteten“ fluglärmarmen Sommer 2012 und werden in den nächsten vier Monaten im Rahmen der 2. Stufe des Volksbegehrens für ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr fleißig Unterschriften sammeln und wohl auch auf die Unterstützung der taz hoffen dürfen. RENATE + HEINZ STEIN, Müggelheim

Beschleunigung des Verfalls

■ betr.: „Kaufrausch auf Kosten der Stadt“, taz vom 8. 5. 12

Die Neukölln-Arcaden – ein positives Beispiel für die Aufwertung „bestehender Zentren“? Somit müsste es der Karl-Marx-Straße als Einkaufsstraße heute besser gehen als vor Eröffnung des Shoppingcenters am Rathaus Neukölln, des Forums Neukölln, das dann in die Neukölln-Arcaden umgewandelt wurde. Der Realität entspricht es nicht. Das Sterben der vielfältigen Fachgeschäfte, die auch bei Kunden aus anderen Berliner Bezirken oder aus dem Süden Neuköllns Interesse weckten, ist dadurch weder aufgehalten noch rückgängig gemacht worden, der Verfall der ehemals großen und auch glanzvollen Einkaufsstraße wurde durch das Shoppingcenter vielmehr beschleunigt. Da es nun um einen neuen Shopping-Giganten am Friedrichshainer Spreeufer geht: Wer sind die Investoren? Aus welchen Quellen stammt ihr Geld? BRIGITTA DORSCHFELDT, Berlin

Was für eine Lachnummer

■ betr.: „Unter den Wolken“, taz vom 24. 5. 12

Was für eine Lachnummer dieser Berliner Bürgermeister ist, hat das Desaster um den BER wieder einmal gezeigt. Ich weiß nicht, wer sich mehr schämen sollte: Renate Künast, dass sie diesem Mann unterlegen war, die CDU, weil sie mit diesem RB koaliert, oder das Berliner Wahlvolk, was diesen Mann immer wiederwählt? Jedoch, bei 27 Prozent SPD-Stimmen bei der letzten Wahl ist dem Wähler wohl am wenigsten die Schuld zu geben! MARKUS MEISTER, Berlin