Rekordpreis stoppt Öldurst nicht
: Kommentar von Stephan Kosch

Seit Wochen bewegt sich der Ölpreis auf einen neuen Rekordwert zu. Zunächst freuten sich die Anleger über steigende Aktienkurse der Ölkonzerne, die die Indizes in Frankfurt und New York in die Höhe trieben. Gestern dann sorgte die nahende 60-Dollar-Marke als Preis für ein Fass Öl doch noch für Kaufhemmungen an den Aktienmärkten. Ist der hohe Ölpreis vielleicht doch Vorbote einer weltweiten Rezession? Verdurstet die Weltwirtschaft, weil ihr Lebenselixier zu teuer wird? Werden 60 US-Dollar die Wende weg vom Öl einleiten?

Die Fragen sind alle – zumindest im Ansatz – von der Realität beantwortet. Der hohe Ölpreis gilt als Konjunkturbremse und Risiko für die Weltwirtschaft. Alle Parteien wollen weg vom Öl, wenn auch die Ziele unterschiedlich sind: Atomkraft bei der CDU, Kohle in der SPD und Windräder bei den Grünen. Selbst die Unternehmen geben sich ökologisch korrekt und beteuern in großen Anzeigen ihr Engagement auch jenseits vom Öl.

Aber von einer echten Wende kann keine Rede sein. Zumindest die Ölkonzerne können daran auch gar kein Interesse haben. Im Gegenteil: Ein hoher Ölpreis macht selbst aufwändige Gewinnung aus Sand oder Schiefer irgendwann profitabel. Und einmal damit angefangen, muss der Preis langfristig auf hohem Niveau bleiben.

Kann also nur der Verbraucher entscheiden? Sein Spielraum ist begrenzt, denn Öl ist in vielen Produkten des täglichen Bedarfs wie Kosmetika oder Kunststoffe enthalten. An den Tankstellen allerdings könnte er etwas tun – nämlich die Zapfpistole am besten gar nicht in die Hand nehmen und das Auto stehen lassen. Doch bleiben wir realistisch. Der Spritpreis müsste noch sehr viel höher sein, damit der Deutsche auf sein liebstes Kind verzichtet.

Stattdessen wird bald wieder die populistische Forderung nach geringerer Besteuerung des Benzins oder der Abschaffung der Ökosteuer erhoben werden. Doch auch hier darf man trotz Wahlkampfs davon ausgehen, dass nichts passiert. Denn auch eine CDU-geführte Regierung hätte im Moment keine Antwort auf die Frage, wie sie die dann entstehenden Einnahmeausfälle kompensieren will.

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