Next Station Ukraine Bilder aus den U-Bahn-Bunkern

„Das Bild mit dem alten Ehepaar, das sich in der U-Bahn vor russischen Bomben versteckt, ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Es ist eines der ersten Fotos, die ich während dieses Krieges gemacht habe“, ­beschreibt der Fotograf Serhii Korovayny sein Werk, das im Rahmen des Projekts Next Station Ukraine derzeit in drei Berliner U-Bahn-Stationen ausgestellt wird. Korovayny ist einer von fünf Fo­to­gra­f*in­nen aus der Ukraine, Polen und Deutschland, die U-Bahnhöfe in Kyjiw und Charkiw fotografiert haben, die seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar zu Luftschutzbunkern geworden sind. 13 Aufnahmen hängen seit Mitte November bis mindestens zum 24. November auf sonst ­kommerziell genutzten großen Plakatwänden in den Stationen Rosenthaler Platz (U8), Gesundbrunnen (U8) und Möckernbrücke (U7). Der Verein für Osteuropa-Berichterstattung n-ost wollte mit der Plakataktion ein neues Format für die Bilder finden. „Jetzt, da der Krieg so lange dauert, hat man das Gefühl, dass die herkömmlichen Kriegsbilder abgenutzt sind, dass viele Menschen davon müde sind. Deswegen suchten wir einen anderen öffentlichen journalistischen Zugang zu diesen Fotos“, erzählt im Gespräch mit der taz Stefan Günther aus dem Verein n-ost, der zusammen mit Anastasia Anisimova das Projekt konzipiert und koordiniert hat. Als Be­trach­te­r*in kann man sich in die Situation der Menschen in der Ukraine hineinversetzen, weil man selbst sich in einem ähnlichen Bahnhof befindet.Die Berliner Landeszentrale für politische Bildung hat es mit einem Fördertopf für Ukraine-Initiativen unterstützt. Knappe Bildunterschriften mit Ort- und Zeitangabe begleiten die 13 Aufnahmen der fünf renommierten Dokumentarfotografen Maxim Dondyuk, Pavel Dorogoy, Serhii Korovayny, Jędrzej Nowicki und Emile Ducke. U-Bahnhöfe in der Ukraine gibt es nur in den Städten Charkiw und Kyjiw. „Die Menschen mussten dort monatelang leben, da die russische Artillerie ihre Wohnungen zerstörte. Die Luft in den Bahnhöfen war kalt und feucht. Die Menschen, vor allem die Kinder, husteten. Das war furchtbar“, erinnert sich Korovayny. „Und der Krieg in der Ukraine und dieses Leid gehen weiter“, fügt er hinzu. Für die Auswahl der Berliner Stationen als Ausstellungsräume orientierte sich n-ost nach den freistehenden Plakatwänden der Wall GmbH und nach den Kriterien zentraler und publikumsstarker Orte.⇥Gemma Terés Arilla, Berlin ⇥ Foto: Hannah Wilson/n-ost