Bangen vor der Ausreise

Die 14-Jährige, die aus dem Kirchenasyl nach Vietnam abgeschoben wurde, hofft, heute wieder auszureisen

Vor Aufregung bekommt die 14-jährige Thu Nga Van nachts kein Auge mehr zu. Heute soll sie – wenn sie rechtzeitig das benötigte Visum bekommt – aus Vietnam ausreisen, in das sie im Dezember gemeinsam mit ihrem autistischen Bruder und ihren Eltern abgeschoben worden war – nicht einmal die Unterbringung in einer kirchlichen Einrichtung hatte die Behörden daran hindern können.

Seitdem engagiert sich ein Unterstützerkreis aus ihrem Heimatort Peine dafür, wenigstens das Mädchen, das im Alter von zwei Jahren nach Deutschland gekommen war, zurückzuholen, damit es seine Schulausbildung beenden kann. Die Familie einer Freundin hat sich bereit erklärt, Thu Nga zu adoptieren, am Montag hat die deutsche Botschaft in Hanoi ihre Adoptionsbedürftigkeit festgestellt und damit grünes Licht für ein Visum gegeben. In Deutschland käme dann noch das Adoptionsverfahren auf sie zu, sagt Christiane Rumpeltes vom Unterstützerkreis. Sie hofft, dass der Flug wegen eines fehlenden Visums nicht verschoben werden muss und Thu Nga tatsächlich morgen früh auf dem Flughafen Hannover in Empfang genommen werden kann. „Sie hätte morgen eine Begleitung, das würde ihr die Reise wesentlich erleichtern“, sagt Rumpeltes, die am Montag zuletzt mit Thu Nga telefoniert hat. „Sie ist tieftraurig, weil sie ihre Familie verlassen muss, aber auch voller Freude darüber, wieder nach Deutschland zurückzukommen.“

Die Mutter des Mädchens habe in die Adoption schweren Herzens eingewilligt, weil es die einzige Chance für Thu Nga und ihre Familie sei. Das Mädchen selbst habe ihr gesagt, sie wolle „lernen, lernen, lernen“.

Wenn alles wie geplant läuft, wird sie nach den Sommerferien mit ihren alten Klassenkameraden in die neunte Klasse ihres alten Gymnasiums versetzt. eib