wortwechsel
: Klimablockade geht auch ohne Klebstoff

Versäumnisse in der Klimapolitik der Ära Merkel zeigen sich nun deutlich, doch die fragwürdigen Aktionen im aktuellen Klimaaktivismus überzeugen keine breite Mehrheit

Die „Letzte Generation“ im Einsatz für das Klima Foto: Sachelle Babbar/imago

Bürgerrechtler

„Ein fantasievoller Pragmatiker“,

taz vom 9. 11. 22

Der Nachruf auf Werner Schulz von Michael Bartsch ist eine sehr gute Würdigung des Menschen und Politikers Schulz, dessen Ableben uns sehr traurig macht.

Gestatten Sie mir aber eine Bemerkung: Die Formulierung „… er konnte glänzend pointieren. Was der […] besser konnte als die meisten Sachsen, war die Gabe, klar zu analysieren“. Was soll dieser Seitenhieb auf Schulz’ Landsleute? Ich bin auch Sachse und finde dieses Auf-die-Unfähigkeiten-der-Sachsen-Verweisen mittlerweile arrogant bis lächerlich, kontraproduktiv und hier nun wirklich absolut fehl am Platz. Oder mal anders gesagt/gefragt: Welche Landsleute haben denn die angesprochenen Fähigkeiten?

Heinrich Löber, Karlsruhe

Verantwortung

„Union will härtere Strafen für Aktivist*innen“,

taz vom 7. 11. 22

Was in der ganzen Diskussion über die (vermutlich sogar bloß angebliche) Verantwortung der Klima-Aktivisten für die verspätete Ankunft eines Rettungsfahrzeugs gar nicht beachtet wird: Die Radfahrerin ist nicht gestorben, weil ein Rettungswagen zwei Minuten zu spät kam, sondern weil ein Betonmischer sie überfahren hat. Schuld an ihrem Tod ist der Fahrer/die Fahrerin des Betonmischers, nicht die Aktivisten, die eine Brücke blockieren. Es ist ein Skandal, dass dieser Unfall offenbar als naturgegeben hingenommen wird!

Katja Siepmann, Münster

„Klima-RAF“

„Union will härtere Strafen für Akti­vist*innen“,

taz vom 7. 11. 22

Zum einen bin ich positiv überrascht, dass es kaum einen Aufschrei wegen Dobrindts Wortschöpfung „Klima-RAF“ gibt – das zeigt mir, dass dieser Mann ohnehin nicht mehr für voll genommen wird. Zum anderen frage ich mich, wie, analog zum „Klima-Chaoten-Wegsperren“, die Christlich-Sozialen mit Autofahrenden umzu­gehen gedenken, die wider besseres Wissen (also vorsätzlich) zu viel Alkohol trinken, um danach in ihr Auto zu steigen und volltrunken einen Unfall zu verursachen, der zur Folge hat, dass Rettungskräfte im Stau stecken bleiben. Gleiches muss natürlich für Autofahrende gelten, die, die Höchstgeschwindigkeit überschreitend, einen Unfall verursachen.

Bertram Dudschus, Berlin

Blockadepolitik

„Fünf Jahre Knast für Blockaden?“,

taz vom 7. 11. 22

5 Jahre Knast für Klimablockierer? Na endlich! Und als Erstes diejenigen, die in den letzten 15 Jahren mit ihrer Klimablockadepolitik den größten Schaden angerichtet haben: Kanzlerin Merkel und ihre Murksertruppen, von Rösler, Steinbrück und Schäuble über Guttenberg, Gabriel und Dobrindt bis zu Scheuer, Scholz und Altmaier. Martin Häring, Westhausen

Fragwürdige Aktion

„Nichts ist gefährlicher als Nichtstun“,

taz vom 5. 11. 22

Sehr geehrte Frau Söding,

blinder Aktionismus hat noch niemandem geholfen. Zumal ich Ihrer Argumentationskette nicht folgen kann. Sie schrei­ben, dass „immer eine Rettungsgasse“ geplant wird; dass dies offensichtlich nicht funktioniert hat, ist in den letzten Tagen leider bewiesen worden. Es ist in diesem Zusammenhang auch unerheblich, ob und wer in diesem Zusammenhang schuldig ist. Es ist nur eine Frage der Wahrscheinlichkeit bis ein Unglück passiert, welches unmittelbar auf die Proteste zurückzuführen sein wird. Sie legitimieren dieses Vorgehen mit den 1.238 Verkehrstoten im ersten Halbjahr 2021 und mit den tausenden Menschen, die weltweit aufgrund des Klimawandels sterben. Diese Aussage empfinde ich als höchst bedenklich, da hiermit ein Persilschein für so ziemlich jede Aktion ausgestellt wird. Demokratie ist ein langwieriger und in den meisten Fällen unbefriedigender Prozess, dennoch der einzige sinnvolle. Mit fragwürdigen Aktionen zu polarisieren hat nichts mit Demokratie zu tun und hilft auch nicht dabei, die breite Mehrheit zu überzeugen. Heiner Birck, Bremen

Energie

„Jenseits des Preisdeckels“,

taz vom 8. 11. 22

Wider alle Vernunft versucht die deutsche Politik, mit angezogener Handbremse, aber vorgetäuscht möglichst schnell, den Energienotstand zu umschiffen. Denn all diese Anbiederungen an Energielieferanten, diese überteuerten und systemsprengenden Gas-Einkäufe, die Atom-Renaissance, die Rückkehr zur Kohle, all diese Hundert-Milliarden-Euro-Bomben werden nichts helfen, solange der Strompreis, wie an eine Scheibenbremse, an den Gaspreis gekoppelt ist: geht es denn überhaupt noch hirnrissiger? Der einzige Ausweg aus der Klimakrise scheinen die alternativen Energien zu sein, und das Ergebnis dieser alternativen Energielieferanten, den billigen Strom, koppelt man an von Putin abhängiges und daher teuerstes fossiles Gas. Da beißt sich selbst die dümmste Katze in den Schwanz. Da kann man doch nur noch vermuten, dass das aus Korruptionsgründen geschieht, um den Energiekonzernen Multimilliarden­gewinne nachzuwerfen. Es gibt wohl keinen anderen Grund für so einen Irrsinn.

Michael Maresch, München

Verkehrsproblem

„Umweltfreundliche Mobilität ist machbar“, taz vom 4. 11. 22

Richtig, aber nicht mit einer steuerlichen Förderung zusätzlicher Reisen, denn jede Fahrt mit fossilen Brennstoffen, wozu auch der mit Kohle oder Gas erzeugte Strom zählt, belastet das Klima.

Wie bei der Förderung der E-Pkw wird der grundsätzliche Fehler wiederholt, die Nachfrage zu fördern, ohne vorher das (marktwirtschaftlich) erforderliche Angebot zu schaffen. Die Finanzmittel wären in den Ausbau des Bahnnetzes sinnvoller investiert. Die Pendler lassen sich besser gezielt fördern. Übrigens: Unser Verkehrsproblem besteht keineswegs nur aus Personenbeförderung. Warum ist es so still um die immer noch zunehmenden Gütertransporte per Lkw?

Peter Schroeder, Braunschweig

Notizen aus der Ukraine

„Nur die Vorhänge tanzen im Wind“,

taz vom 5. 11. 22

Meinen herzlichen Dank für die Berichterstattung über den Krieg gegen die Ukraine! In der Ausgabe von 4. November ist der Bericht von Roman Huba aus Kiew in der Nacht. Im letzten Absatz wird die Vermutung geäußert, des Themas Krieg sei die Leserschaft überdrüssig. Bei mir ist dies nicht der Fall. Ich bin immer wieder schockiert über die Bilder beziehungsweise wenn ich in den Texten von den Entbehrungen der Bevölkerung lesen muss. Die verwendeten Fotos sprechen eine deutliche Sprache und sind ganz wichtig, um diese Katastrophe begreiflich zu machen. Dies gilt auch für die Samstagsausgabe vom 5. November. Der Hinweis für das Abstellen von Fahrzeugen unter hohen Bäumen macht deutlich: Durch die Drohnenangriffe ist jedermann in permanenter Lebensgefahr. Man kann sich dies hier in Deutschland gar nicht so vorstellen! Michael Albrecht, Diez

Simulation

„Alles im Alleingang“, taz vom 30. 10. 22

Wenn Elon Musk glaubt, dass wir in einer Simulation leben, ist er frei von jeder Verantwortung und nichts und niemandem auf Erden Rechenschaft schuldig. Höchstens die Herren der Simulation könnten ihn stoppen. Das ist Fanatismus, wie wir ihn bei den Kreuzzügen finden: „Tötet sie. Der Herr wird die Seinen schon erkennen.“ Wie man derartige Verirrung für „logisch“ halten kann, erschließt sich mir nicht, das ist nicht logisch, sondern gemeingefährlich.

Eric Brünner, Karlsruhe