Die Jünger Mammons

Am Runden Tisch Geldautomatensprengung

„Gib uns unsere tägliche Geldautomatensprengung“, betet die Wahrheit inbrünstig in jedem Morgengottesdienst, sobald sie auf den Tickern die Ereignisse der zurückliegenden Nacht sichtet. Und tatsächlich erfüllen die Schurken dieser Welt mit lautem Rumms jeden Morgen diesen stillen Wunsch nach Kontinuität im Bösen. Mit bundesweit rund 800 Sprengungen in den vergangenen beiden Jahren haben die Krawallos unter den Geldräubern die Tagesquote mehr als übererfüllt. Deshalb soll nun endlich auf das gefährliche Treiben reagiert werden. Banken, Versicherungen und Polizei haben einen „Runden Tisch Geldautomatensprengung“ gegründet und „einen Leitfaden mit Maßnahmen verabschiedet, mit denen solche Straftaten verhindert werden können“, wie AFP gestern meldete. Runder Tisch? Ist das politische Möbel nicht einst im Ostblock erfunden worden, um sozialpolitische Konflikte zu befrieden und alle gesellschaftlichen Gruppen am Wandel zu beteiligen? Dann braucht es aber gleichberechtigt am Runden Tisch auch die explosive Sekte der Geldanbeter. Ohne die Halunken mit den Zündschnüren nützen die schönsten Leitfäden nichts. So wird man nie erkennen, dass die krawalligen Jünger Mammons nur das dunkle Spiegelbild des Kapitalismus bilden.