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das wird„Was Vivaldi romantisiert, machen wir extrem“

Die „Vier Jahreszeiten“ als Tanzstück in Zeiten des Klimawandels: Choreograf Tim Gerhards über sein Projekt „seasons“, das jetzt bei den Inklusiven Tanztagen Bremen zu sehen ist

„seasons“:

Sa + So, 22. + 23. 10., 20 Uhr, Bremen, Schwankhalle (am 23. mit Audio­deskription)

Weiteres Programm der Inklusiven Tanztagen Bremen (noch bis 23. 10.): https://tanzbarbremen.de/

Interview Pia Schirrmeister

taz: Herr Gerhards, welche Verbindung haben Sie zu Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“?

Tim Gerhards: Das Stück ist ja populär, ich kenne es schon lange. Ich habe mich aber erst für das Projekt intensiver damit beschäftigt und gemerkt, wie bildhaft und facettenreich es ist.

Nun fragen Sie nach seiner Aktualität. Warum genau dieses Stück?

Als Kunstschaffende sehen wir uns in der Verantwortung, auf Missstände hinzuweisen und Geschehen kritisch zu beleuchten. Wir wollten uns mit dem Klimawandel als einem der wichtigsten aktuellen Themen auseinandersetzen. Vivaldis Stück kam uns als Grundlage passend vor, weil da so viel Inhalt drin steckt und man es künstlerisch gut beleuchten kann.

Ist Ihre Arbeit „seasons“, Englisch für Jahreszeiten, also ein Beitrag zur aktuellen Klima­bewegung?

Aus heutiger Sicht würde man sagen: Vivaldi romantisiert die vier Jahreszeiten. Im Frühling erwacht die Vegetation, im Sommer zieht ein Sturm schnell wieder ab. Er beschreibt gemäßigte Wettererscheinungen. Wir greifen sie auf und machen sie so extrem, wie sie in der Realität oft sind. Andere lassen wir einfach weg – bei Vivaldi geht es zum Beispiel viel um Schnee, der hier in Bremen nur selten liegen bleibt. Indem wir ­Sachen ergänzen und weglassen, konfrontieren wir das Publikum mit der Realität. Das ist ein politisches Statement.

Meteorologie und Tanz – wie geht ausgerechnet das eigentlich zusammen?

Im Tanz kann man ganz gut Gegenständliches abstrahieren und Abstraktem eine Bedeutung geben. Wir können daher Fragen aufwerfen, auf die Zu­schaue­r*in­nen selbst eine Antwort suchen. Tanz und Performance greifen hier ineinander. Wir arbeiten auch mit Mitteln des Tanztheaters.

Foto: Marianne Menke

Tim Gerhards

Jahrgang 1987, ist Choreograf und Mitbegründer der freien Gruppe „unperform“.

Welche Rolle spielt dabei der Gedanke der Inklusion?

Vielseitige Ensembles bereichern Tanz- und Theaterproduktionen. Der Gedanke der Inklusion ist wichtig in allem, was wir machen. „Wir“ meint in diesem Zusammenhang „unperform“ als Theatergruppe, aber auch „tanzbar_bremen“ …

… ein ausdrücklich inklusives Kollektiv von Tänzer*innen, Cho­reo­gra­f*in­nen und Kulturschaffenden …

… und die Inklusiven Tanztage. Wir arbeiten eng zusammen. Inhaltlicher Schwerpunkt der Inklusiven Tanztage ist in diesem Jahr „Nachhaltigkeit“ – ein Thema, auf das tanzbar_Bremen schon lange in ihren Arbeiten achtet.

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