gottschalk sagt
: Lokal denken

CHRISTIAN GOTTSCHALK: Die Kolumne am Donnerstag

Früher stellte ich mir gerne vor, Lokalreporter bei einer Provinzzeitung zu sein. Hat ja eigentlich geklappt. Damals wollte ich allerdings über das Landleben berichten: Kuh hat erfolgreich gekalbt, Neuigkeiten im Schützenkönigskandal, Flötenkreis brilliert mit der Carmina Burana. So etwas. Manchmal lese ich ja im Internet die Lokalteile der DuMont-Presse für das Umland. In der Tat wird dort gern die Carmina Burana aufgeführt, doch auch Bundespolitik und internationale Skandale finden ihren Niederschlag in der Landpresse, denn die Redakteure im Erftkreis und im Oberbergischen sind Spezialisten, wenn es darum geht, ein Thema, wie wir Profis sagen, „aufs Lokale runterzubrechen“.

Wie kriegt man den „Formel-1-Skandal“ in den Lokalteil? Die richtige Fragestellung muss her. Geniale Lösung: „Die Reifenhändler im Kreis rechnen nach der Formel-1-Panne bei Michelin langfristig nicht mit Absatzeinbrüchen bei den Pneus.“ Michael Gerling (Reifen-Mahlke/Frechen), Bernd Jania (Reifenhandel Jania/Bergheim-Quadrath), Thomas Kesternich (Reifen-Liebecke/Hürth), Werner Kolacki (Reifenhandel Klein/Kerpen), und Georg Sablotny (Erftstädter Reifen-Team 2000) sind sich einig: Es wird nichts geschehen.

Auch im Oberbergischen weiß man auf journalistische Herausforderungen zu reagieren: „Der Vorstoß von Handwerks-Präsident Otto Kentzler, Krankheitstage mit Urlaub zu verrechnen, stößt im Oberbergischen auf Ablehnung. Kreishandwerksmeister Gerhard Reimann glaubt, Kentzlers Vorstoß sei nicht zu Ende gedacht.“ In der taz köln schrieb dazu Chefoberkommentator Gottschalk (Witze-Gottschalk/Ehrenfeld): „Bundeskanzlerin Angela Merkel und ich stehen geschlossen hinter Kreishandwerksmeister Reimann. Aber das Michelinmännchen sollte zurücktreten.“