Geld für höchste Töne

Die Kammerphilharmonie Bremen bekommt 730.000 Euro für Konzertreisen, um ihre weltweite Position im Musikleben zu halten

Bremen taz ■ Im Rahmen einer Sondersitzung hat der Haushaltsausschuss des Parlaments am Dienstagaben die umstrittenen 730.000 Euro für die Kammerphilharmonie freigegeben – gegen die Stimmen der Grünen. Karoline Linnert, Grüne und gleichzeitig Vorsitzende des Haushaltsausschusses, zum dem Orchester: „Die sind gut, und auch werbewirksam für Bremen, das ist keine Frage. Aber wir hatten gefordert, dass wir über die Mittel aus dem Kulturhauptstadt-Fonds im Zusammenhang entscheiden – und nicht scheibchenweise.“ Während andere bremische Projekte weiter bangen müssen, ob sie Geld bekommen oder nicht, hat die Kammerphilharmonie für ihre Konzert-reisen ihren Teil nun sicher.

„Es handelt sich um eine Liste mit 15 Projekten“, heißt es in der Begründung des Kulturressorts. In der Kirche Ottobeuren soll „Paulus“ auf CD eingespielt werden, die weltberühmte Pianistin Elisabetha Leonskaja will in Luxemburg ihr Geburtstagskonzert – sie wird 60 – mit der Kammerphilharmonie bestreiten. Mit ihrem künstlerischen Leiter, Paavo Järvi, will die Kammerphilharmonie in New York ein Konzert geben. Und so weiter. Zwar erhält die Kammerphilharmonie eine feste Summe als institutionelle Förderung durch das Land Bremen, unter dem Strich fehlen aber zusätzlich ca. 930.000 Euro für das Programm, mit dem das Orchester im Jahre 2005 „den Stellenwert der Kammerphilharmonie als eines der der renommiertesten Kammerorchester der Welt“ festigen will, wie es in dem Papier der Kulturbehörde heißt. „Erst für 2006“ habe das Management des künstlerischen Leiters Paavo Järvi Gastkonzerte rund um den Globus gebucht, nicht für 2005, da müsse eine Lücke geschlossen werden. Hinter vorgehaltener Hand wird gesagt, das „Management“ sei von dem Bremer Engagement Järvis gar nicht begeistert gewesen und erst durch einen Salzburger Auftritt der Bremer Musiker motiviert worden, die Kammerphilharmonie in ihre Planungen aufzunehmen.

Es handelt sich um eine „Projektförderung“, bekräftigt der Sprecher der Kulturbehörde. Die Frage, ob nicht dieselben höheren Zuschüsse für Konzertreisen 2006 auch fällig werden, stelle sich in diesem Rahmen nicht. Allerdings sind gerade die Verhandlungen der Kammerphilharmonie mit dem Senat über den Förderungs-Sockel für die Jahre 2007-2010 angelaufen. „Um das hohe Niveau auch international halten zu können, reichen die bisher der Kammerphilharmonie zur Verfügung stehenden Mittel nicht aus“, heißt es in dem Papier der Kulturbehörde. Das klingt nach dauerhaftem Bedarf höherer Förderung.

Bremen könnte unter Zugzwang geraten: Zusätzlich zu seiner Position in den USA – Järvi ist Chefdirigent des Cincinnati Symphony Orchestra – hat der Hessische Rundfunk den estnischen Musiker als seinen Leiter engagiert – mindestens 30 Konzerte pro Spielzeit stehen im Vertrag, dazu Gastspiele, Tourneen und zwei CD-Produktionen pro Saison. Dagegen ist sein bisheriges Engagement mit der Kammerphilharmonie geradezu dürftig. Wenn Bremen den weltbekannten „künstlerischen Leiter“ für die Kammerphilharmonie erhalten will, muss die Stadt ihm schon etwas bieten. Einzelne Sätze aus der Begründung für die jetzt beschlossenen „Projektförderung“ für 2005 sind schon eine Begründung für höhere Zuschüsse ab 2007. kawe