Fahrlässige Wortwahl

betr.: „Lafontaine im Nazi-Jargon“, taz vom 17. 6. 05, „Opfer zu Tätern gemacht“, taz-Leserbriefe vom 20. 6. 05

Lafontaine kann man vieles vorwerfen, und ein Hang zur Demagogie gehört möglicherweise auch dazu. Es ist in der Tat hochproblematisch bis fahrlässig, die zwar unverantwortliche Ausnutzung eines Lohngefälles so zu thematisieren, dass man sagt, in Deutschland angestellte Lohnabhängige müssten vor billigeren Arbeitskräften aus dem Ausland geschützt werden.

Die Hysterie um die Wortwahl jedoch ist Teil der fast antibolschewistischen Hysterie um die ach so linke neue Partei, die da entsteht oder auch nicht, und es ist Unsinn, sich daran zu beteiligen. Kritisieren sollte man den Inhalt von Lafontaines Äußerung. „Links“ wäre, die Lohnabhängigen in anderen Ländern zum Arbeitskampf für höhere Löhne aufzurufen und sie dabei mit allen Mitteln zu unterstützen. JENS GREGERSEN, Hamburg

Diese Ergänzung unseres Lesers erreichte uns zu spät. Wir vervollständigen gerne seinen am Montag veröffentlichten Brief; d. Red.

Der Skandal ist weniger das Wort „Fremdarbeiter“, sondern die Behauptung, diese würden Arbeitsplätze „wegnehmen“, wie Lafontaine wörtlich gesagt haben soll. Dieses Verb und die dahinter stehende Denkweise der sozialen Realität ist der viel größere Skandal.

BERNHARD WAGNER, Berlin

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