Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Es gilt eben doch das Eichhörnchenprinzip, und wer sich nicht in der Zeit mit allem Notwendigen eindeckt wie den richtigen Eintrittskarten, muss dann halt schauen, wo er bleibt. Beim Berliner Auftritt von Superpunk bei deren Abschiedstournee im Festsaal Kreuzberg heute Abend jedenfalls nicht. Das ist nämlich bereits ausverkauft. Also schauen. Anderswo bleiben. Im Lovelite zum Beispiel, wo Mittekill heute ihr neues, bei Staatsakt erschienenes Album befeiern. „All but bored, weak and old“ heißt das, ist im Gegensatz zum englischen Titel aber zum allergrößten Teil deutsch besungen und auch ein Platte geworden, bei der man sich überhaupt nicht wundern würde, wenn nach den sacht am Klavier gefertigten Balladen, dem gitarrengeschrabbelten Indierock und der nicht zu grell blinkenden Clubmusik in der nächsten Nummer ein Madrigal angestimmt würde. Ist stattdessen dann aber doch wieder mal ein schnoddriger Schlager, was im Infoschreiben zu dem Album die gedankliche Richtung zum frühen Udo Lindenberg vorschlägt, während ich eher auf den mittleren Peter Licht verweisen würde. Jedenfalls wird das „All but bored, weak and old“-Album in einer richtigen Livebandbesetzung mit echten Analoginstrumenten präsentiert, was vielleicht sogar die Gelangweilten, Schwachen und Alten aus ihrer Trotzecke holen könnte. Aber möglicherweise wollen die ja lieber eine aus Spielzeugsounds, Tiergeräuschen und etlichen Stunden klassischen Musikunterrichts zusammengepuzzelte Chansons hören und die eigenwillige Kaffeehausmusik, die Ödland machen, eine Band aus Lyon, die mit dem Namen auch gleich mal zeigt, was Franzosen eigentlich an der deutschen Sprache schätzen. Spielt am Sonntag im Badehaus, wo ja ansonsten gern der musikalische Balkan beackert wird. Außerdem gibt es mit „Blood Speaks“ ein neues Album der Smoke Fairies, Katherine Blamire und Jessica Davies aus England mit einem dunklen und verzauberten Folkrock, in dem das Erbe von Fairport Convention weitergetragen wird. Jack White ist ein bekennender Fan der beiden, und auch hier an dieser Stelle wurde nach deren Berlindebüt im Comet Ende 2010 prognostiziert, dass sie demnächst auf den größeren Bühnen spielen werden. Genau so ist das jetzt eingetroffen, weil die Smoke Fairies am Donnerstag nun im Roten Salon antreten werden, und da passen gut und gerne mindestens fünf bis zehn Menschen mehr rein als in den ja viel intimeren Comet Club.

■ Mittekill: Lovelite, Fr., 22 Uhr. 9 €

■ Ödland: Badehaus, So., 22 Uhr. 5 €

■ Smoke Fairies: Roter Salon, Do., 21 Uhr. 16 €