Windmaschine gibt Gas

Publizistik ignoriert das Spargebot der Stunde

Immer noch haben es manche nicht verstanden, wenn es ums Gas geht und ums Sparen. Das Gebot der Stunde, ja des ganzen bevorstehenden kühlen Winters lautet: Bremsen, bremsen, bremsen! Auf keinen Fall jedoch darf es heißen: Gas geben. Doch was müssen wir vorbildlichen Gassparer da ein ums andere Mal lesen: „Gislason gibt Gas“, berichtet dpa am gestrigen Montag, dem 10. 10. 2022, von der WM-Vorbereitung der Handballer. Drei Tage zuvor, am 7. 10., titelte Der Aktionär zum Mainzer Impfstoffhersteller: „BioNTech gibt Gas in Australien.“ Bereits am 5. 10. verkündete dpa über den Trainer des 1. FC Köln: „Für Baumgart gibt es weiter nur Vollgas.“ Und einen Tag zuvor, am 4. 10., schlagzeilte Bild über den neuen Energiehafen in Wilhelmshaven: „Land gibt Gas beim LNG-Terminal.“ Um hier nur die vier gröbsten Beispiele zu zitieren. Vollgas geht überhaupt gar nicht mehr, nicht einmal in Australien. Es müssen unbedingt neue Sprachbilder gefunden werden, wie sie zum Beispiel die Börsenagentur Reuters am 30. 9. mit vollen Backen in die Welt blies: „Subvention gibt Chipfirma Micron Rückenwind.“ Wind ist immer gut, weil erneuerbar, und darf deshalb bedenkenlos und kräftig gegeben werden. Das sollte sich die große Windmaschine Publizistik endlich hinter die gaskalten Ohren schreiben.