LESERINNENBRIEFE
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Eurozentrischer Tellerrand

■ betr.: „Ausstellungsstreit beigelegt“, taz vom 4. 9. 09

Schön, dass auch diese Suppe nicht so heiß gegessen wird, wie sie gekocht wurde! So weit zum Streit unter den Veranstaltern. Was jedoch die Berichterstattung über diese hervorragende Ausstellung betrifft, so wird auch in der taz der Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. Ist diese Ausstellung doch endlich mal wieder ein Beispiel dafür, dass über den eurozentrischen Tellerrand hinausgeblickt wird.

Zeigt sie doch nicht nur, dass die Übergänge zwischen dem Verursachungsgeflecht des relativ eingrenzbaren „Zweiten Weltkriegs“ und dem des deutlich älteren und auch heute noch deutlich virulenteren europäisch(-japanischen) Kolonialismus mehr als fließend sind, sondern zeigt sie doch auch, dass es hinter der Frontstellung Achsenmächte – Alliierte durchgängig eine weitere, fundamentalere gibt: die Frontstellung Europäer (einschließlich Euro-Amerikaner sowieso) und Japaner (seit dem japanischen „Aufstieg“ in die europäische Liga 1905) gegen den von diesen unterjochten Rest der Welt. Vor diesem Hintergrund ist es nicht nur kleinlich, die Kooperation von Teilen der „Dritten Welt“ mit den Nazis aussparen zu wollen, sondern es würde auch den Blick auf die Totalität des Beziehungsgeflechts versperren, das durch die Ausstellung als Ganzes so hervorragend thematisiert wird. ORTWIN ZEITLINGER

Überträger von Krankheiten

■ betr.: „Was macht eigentlich die gemeine Stadttaube? In den Stand der Schädlinge erhoben werden“, taz vom 17. 9. 09

Es ist wirklich erschreckend mit anzusehen, wie Leute immer wieder die Märchen nachplappern, die erzählt werden, seitdem Menschen diese Tiere – wie auch viele andere – plötzlich im Wege sind. Ich persönlich kenne keinen einzigen Menschen, der jemals von einer Taube mit irgendeiner Krankheit angesteckt wurde, dagegen jedoch sehr viele Menschen die durch andere Menschen mit tödlichen Krankheiten angesteckt wurden, Aids ist nur ein Beispiel. Jedes Lebewesen ist ein Überträger von Krankheiten, der Mensch aber am meisten. Weiterhin würde ich sehr gern den Artikel dieses Schreibers zu den „Unfällen“ im Meer lesen, bei denen zum Beispiel Millionen Liter Öl ins Meer fließen, die das Wasser für Mensch und Tier vergiften. Warum hat der Schreiber hierfür keine tadelnden Worte gefunden?

Es ist wirklich lächerlich und sehr naiv, seinen Hass auf wehrlose Mitgeschöpfe hinter so unbedeutenden Gründen zu verstecken. Diese Tiere haben das gleiche Recht auf Leben wir wir auch. HEIDRUN BÖHM, Berlin