„Die erkennen keine Gefühle“

Vortrag Ein Rechtspsychologe hat die Empathiefähigkeit von Jugendlichen untersucht

■ 53, ist Professor für Rechtspsychologie an der Universität Bremen. Von ihm erschien zuletzt das Buch „Aufmerksamkeitsdiagnostik“.

taz: Herr Heubrock, Sie haben die Empathiefähigkeit von Jugendlichen untersucht?

Dietmar Heubrock: Ja, wir wollten wissen, was es mit diesen Medienberichten über Gewaltexzesse unter Jugendlichen und Heranwachsenden auf sich hat. Wenn also auf bereits am Boden Liegende noch eingetreten wird. Wir haben uns die Frage gestellt, ob das, was damit zu tun haben könnte, dass es an Empathiefähigkeit mangelt.

Im Vergleich zu den Generationen davor?

Nein, vergleichen können wir das nicht, wir haben nur das aktuelle Phänomen untersucht. Dabei haben wir eine zweite Hypothese aufgestellt: Dass die mangelnde Empathie daher rührt, dass die Angehörigen der verschiedenen ethnischen Gruppen die Gesichter der anderen nicht lesen können, weil diese Gefühle anders ausdrücken.

Und?

Unsere Untersuchungen haben das nicht bestätigt. Wir haben in Jugendzentren in sozialen Brennpunkten 17- bis 23-jährigen Männern Filme gezeigt, in denen sich Gleichaltrige heftig geprügelt haben. Dabei hat sich gezeigt, dass es den Jugendlichen insgesamt schwer gefallen ist, die Gefühle des Opfers zu erkennen, daher auch der Titel des Vortrags „Der hat vielleicht bestimmt Angst und so, ich weiß es nicht“. Wir haben auch Bilder gezeigt, die die sechs angeblich universal erkennbaren Gefühlszustände des Menschen abbilden: Ekel, Freude, Trauer, Überraschung, Ärger und Furcht. Vor allem Furcht wurde am seltensten erkannt.  eib

Vortrag um 11 Uhr im Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4