Sparen beim Zeitgeist-Kolleg?

Wissenschaft Der grüne Haushaltspolitiker Hermann Kuhn hält eine Gründung aus der Ampelzeit, das Wissenschaftskolleg in Delmenhorst, für überholt

Auch die Bremer Hochschulen fragen nach dem Nutzen des Hanse-Wissenschaftskollegs

Sollte das Land Bremen die Beteiligung am Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK) in Delmenhorst beenden? Ob dies ein sinnvoller Schritt sein könnte – es geht um 1,2 Millionen Euro jährlich – soll Wissenschaftssenatorin Renate Jürgens-Pieper auf Wunsch des Haushalts- und Finanzausschuss der Bremischen Bürgerschaft prüfen. Zeit dafür hat sie bis Ende September. Hinweise darauf, dass sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des HWK nach neuen Jobs umsehen sollten, gibt es allerdings keine.

Dabei meint es der Haushaltsauschuss mit seinem Prüfauftrag durchaus ernst. Das 1995 als gemeinsame Einrichtung der Länder Bremen und Niedersachsen gegründete Wissenschaftskolleg werde nicht mehr gebraucht, sagt der finanzpolitische Sprecher der Grünen, Hermann Kuhn. Damals habe es die Kooperation der Universitäten Bremen und Oldenburg und die Nachwuchsförderung vorantreiben sollen, beides sei mittlerweile ein Selbstläufer. Auch würden die Hochschulen mittlerweile selbst Räume für Diskussionen und interdisziplinäre Zusammenarbeit bieten.

„Ich habe mich damals selbst dafür eingesetzt“, sagt Kuhn, der die Entscheidung auch damit begründet, dass dies dem Zeitgeist entsprach. „Ob es klug war, das als Kompromiss in Delmenhorst anzusiedeln – das glaube ich nicht.“ Und nicht zuletzt sei die Strahlkraft des Kollegs größer gewesen, als der bekannte Hirnforscher und Gründungsrektor Gerhard Roth noch die Einrichtung leitete. Kuhns Fazit: „Man kann nicht alles einfach immer weiter fördern, man muss sich auch mal trauen, etwas auf den Prüfstand zu stellen.“ Beim Wissenschaftskolleg sei sein Eindruck, dass sich diese Prüfung lohnen würde.

Wie genau diese aussehen kann, ist aber noch unklar, bestätigte Karla Götz, Sprecherin der Wissenschaftssenatorin gestern. Angedacht sei eine Überprüfung durch den Deutschen Wissenschaftsrat, der den Auftrag hat, die Bremer Hochschullandschaft zu bewerten. Der Wissenschaftsrat hat das HWK in der Vergangenheit positiv beurteilt. Götz sagte auch, dass nicht nur Kuhn, sondern auch die Bremer Hochschulen, die ja eigentlich vom Wissenschaftskolleg profitieren sollen, nach dessen Nutzen fragen. „Möglicherweise muss sich da etwas ändern.“ Ohnehin sei die Einstellung der Förderung nicht so einfach, da Bremen nur gemeinsam mit Niedersachsen aus der Stiftung aussteigen könne. Und das Nachbarland hat daran kein Interesse, sagte am Donnerstag ein Sprecher des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums.

Der Rektor des HWK, der Neurobiologe Reto Weiler, gibt sich entsprechend entspannt. Den Vorwurf, dem HWK mangele es an Außenwirkung, nennt er eine „Kirchturmperspektive“. Und: „Wir werden international wahrgenommen.“  EIB