Pfandring statt Mülleimer

ENTSORGUNG Wer Bier trinkt, muss anschließend die Flasche loswerden. Die Stadt Osnabrück will das Pfandflaschen-Problem nun selbst in die Hand nehmen und Sammelstellen einrichten

Ob Mecklenburger Landbier, Hemelinger oder Bergedorfer Bier, Etikettenschwindel hin oder her – wer auf der Wiese, im Park oder sonstwo im Freien Bier trinkt, nimmt die Pfandflasche in den seltensten Fällen wieder mit nach Haus. Oft fliegt sie einfach in den nächsten Mülleimer oder ins Gebüsch. Und hier beginnt das mühselige Geschäft der Flaschensammler.

In Osnabrück wollen nun SPD und Grüne eine städtische Lösung für das Pfandflaschen-Problem. Denkbar seien beispielsweise Metallbehälter, die als „Pfandringe“ auf Mülleimern befestigt werden. „Dann muss niemand mehr im Müll nach Pfandflaschen wühlen“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Frank Henning. Die Osnabrücker Servicebetriebe (OSB), die für die Abfallentsorgung der Stadt zuständig sind, sollen jetzt prüfen, wer die Sammelbehältnisse zu welchen Kosten herstellen könnte. Eine Standardlösung gibt es nicht, denn die Osnabrücker Mülleimer sind alle verschieden. Als erste Standorte kämen unter anderem die Große Straße, der Hauptbahnhof und Märkte mit viel Publikumsverkehr in Frage.

Auch in anderen Städten gibt es Pfandsammelstellen – bundesweit aktiv ist die Kampagne „Pfand gehört daneben“, die Pfandsammler und -abgeber zusammenbringt, in Hamburg hängen an einigen Laternenpfählen seit März Bierkisten, in denen man seine Flaschen und Dosen entsorgen kann. Aber bisher gingen solche Initiativen von Geschäfts- oder Privatleuten aus.

In Osnabrück soll das Projekt über den allgemeinen Haushalt mitfinanziert werden. Henning hält das für realistisch, denn „da kommen auf den Gebührenzahlen nur minimale Cent-Beträge zu“. Im Gespräch sei auch eine Kooperation mit dem Zentrum für Jugendberufshilfe Dammstraße, wo schwer vermittelbare Jugendliche in handwerklichen Berufen ausgebildet werden. „Die sind froh, wenn sie Aufträge bekommen“, sagt Henning.

Aber die Idee mit den Pfandringen stößt nicht nur auf Gegenliebe. „Aus der Szene haben wir von Einigen die Rückmeldung bekommen, dass sie Angst vor wachsender Konkurrenz haben, wenn die Flaschen so leicht zugänglich sind“, sagt Bernhard Lienesch von Soziale Dienste SKM, die sich in Osnabrück um wohnungslose Menschen kümmern. „Wir befürchten das aber nicht und begrüßen den Vorschlag. Das ist eine große Erleichterung für die Pfandsammler.“  ILK