KOMMENTAR: KLAUS IRLER ÜBER BIER- UND ANDERE ETIKETTENSCHWINDEL
: Am Ende bleibt eine Lüge

Die Kuh auf der Milchverpackung kennt weder Wiesen noch Berge

Die Lebensmittelindustrie ist bemerkenswert kreativ, wenn es darum geht, die Verbraucher mit einem schönen Etikettenschwindel zu verarschen.

Da gibt es also beispielsweise die Variante, Milch in Verpackungen zu verkaufen, auf denen grasende Bergkühe abgebildet sind – wohl wissend, dass die Kuh zur Milch weder Wiesen noch Berge kennt, sondern lediglich die vier Wände eines hochtechnisierten Molkerei-Betriebs. Oder es gibt scheinbar regional verankerte Produkte, die nicht aus der Region stammen – das Mecklenburger Landbier beispielsweise, das in Braunschweig gebraut wird.

Ein anderes Beispiel ist die Erzeugergemeinschaft Mecklenburger Ernte, die Obst und Gemüse aus Polen und Spanien vertreibt. Es ist zynisch, wenn der Chef der Gemeinschaft sagt, der Firmenname sei eine Marke und kein Herkunftszeichen. Das zeigt: Die Lebensmittelindustrie hätte gerne, dass ihr Etikettenschwindel als Marketing durchgewunken wird.

Wäre ja auch nahe liegend: Lebensmittel werden immer mehr eine Frage des Lifestyles und nähern sich in diesem Punkt Klamotten, Zeitschriften oder Computern an. Wieso sollten sie also nicht auch beim Marketing mit dem schönen Schein operieren dürfen? Kurz gesagt: Weil auch in einer medialisierten Welt und auch im Marketing ein Grundsatz der Medienethik gilt. Er lautet: Du sollst nicht lügen.

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