WM in Hamburg wackelt wegen AOL

Weil der Stadionsponsor mit dem Turnier im nächsten Jahr wirbt, drohte der Fußballverband FIFA damit, keine Weltmeisterschaftsspiele in Hamburg auszutragen. Krisensitzung beim Organisationskomitee in Frankfurt

Ein knappes Jahr vor dem Anpfiff wackelt Hamburg als Austragungsort der Fußball-WM: Der Weltverband FIFA drohte damit, die Hansestadt zu meiden – wegen unerlaubter Werbung. Denn das Online-Unternehmen AOL, das seit 2001 die Namensrechte am früheren Volksparkstadion besitzt, wirbt mit Slogans wie „AOL-Arena – Austragungsort der WM 2006“.

Die Bild-Zeitung hatte berichtet, FIFA-Generalsekretär Urs Linsi habe dem WM-Organisationskomitee (OK) ankündigt, „über die Aufrechterhaltung des Austragungsortes Hamburg für die FIFA-WM 2006 zu entscheiden“, falls die WM-Werbung nicht unterbleibt. Gestern versuchte eine Krisensitzung in Frankfurt/Main, die fünf vorgesehenen Spiele in Hamburg zu halten.

Die FIFA erlaubt es nur den eigenen Sponsoren, mit dem Turnier zu werben – AOL gehört nicht dazu. In Hannover, wo Spiele des Confed-Cups und 2006 der WM ausgetragen werden, sind derzeit selbst Straßenschilder mit dem Hinweis „AWD-Arena“ zugeklebt.

AOL wisse „bis heute nicht, was wir wo und in welchen Zeiträumen nicht sagen dürfen“, sagte Sprecher Jens Nordlohne. Er berief sich auf seinen Vertrag mit dem HSV, Rückendeckung kommt vom Deutschen Patent- und Markenamt: Dieses hatte die Begriffe „WM 2006“, „WM Deutschland 2006“ und „Fußball-WM Deutschland“ als geschützte Bezeichnungen gelöscht. Seitdem darf die FIFA sie nicht mehr exklusiv verwenden. Aber natürlich, so Sprecher Nordlohne, wolle AOL nicht die „WM-Spiele in Hamburg gefährden. Dafür hätte der Fußball-Fan kein Verständnis.“

Das muss er auch nicht aufbringen. Am späten Nachmittag zeichnete sich eine Lösung ab: Der Hamburger SV als Eigentümer der Arena habe dem WM-Organisationskomitee „die absolute Werbefreiheit für das Stadion in Hamburg zugesichert, insbesondere auch im Vorfeld der WM“, teilte das OK nach der Krisensitzung mit. Noch vor dem Gespräch habe sich der HSV mit dem Internet-Unternehmen, das die Namensrechte bis Ende April 2006 besitzt, auf einen Kompromiss verständigt. Danach sollen alle Werbe- und Promotion-Aktivitäten eingestellt werden, die in Zusammenhang mit der WM stehen. HSV-Chef Bernd Hoffmann wollte nach der Sitzung nicht dementieren, dass der HSV AOL eine Entschädigung gewährt hat.

dpa/taz