Draht abgeschnitten

GAL-Opposition wirft Senat vor, Filmstudium „im Chaos versinken zu lassen“. Uni-Präsidium entscheidet jetzt über Bohm-Nachfolge

von Eva Weikert

Der Senat will mit Hamburgs Filmemachern nach Meinung der GAL „nichts zu tun haben“. Dem grünen Abgeordneten Farid Müller liegt die Senatsantwort auf seine zweite Kleine Anfrage zum Streit über die künftige Leitung des Studiengangs an der halbprivaten Hamburg Media School (HMS) vor. Die Antwort sei „Besorgnis erregend“, warnt er. Sie zeige, dass das Rathaus über die Vorgänge an der HMS nicht Bescheid wisse – obwohl die Stadt Anteilseigner ist und zwei Millionen Euro in das Public-Private-Partnership gepumpt hat. Müller: „Wir dürfen als Bürgerschaft kein Geld ins Nirwana geben.“

Stein des Anstoßes ist das Berufungsverfahren für die Nachfolge von Studiengangsleiter Hark Bohm. Die Berufung durch eine Kommission der Universität Hamburg zieht sich seit Monaten hin, nachdem deren Zusammensetzung in die Kritik geraten war. Weil HMS-Studierende und Dozenten ausgeschlossen waren, hatte Bohm bemängelt, das Verfahren sei nicht korrekt. Der HMS-Aufsichtrat, in dem auch die Stadt vertreten ist, hatte daraufhin Ende Mai erklärt, den im September auslaufenden Vertrag mit ihm nicht zu verlängern. Den Studierenden des aktuellen Jahrgangs war aber zugesagt worden, unter Bohm noch 2006 Examen machen zu können. Und die Dozenten drohten bei „Änderungen im Studienverlauf“ mit Rücktritt.

Durch solches „Chaos“ sieht die GAL die Zukunft von Hamburgs erfolgreichem Fimstudium in Gefahr. Auf Müllers Frage, wie der Senat „ein geordnetes Studium weiter gewährleisten will“, wiegelt der nur ab: Die HMS sei eine privatwirtschaftlich organisierte Gesellschaft, die für ihre Studienangebote selbst verantwortlich sei. „Diese Reaktion ist skandalös“, so Müller: Das Parlament habe dem Senat zwei Millionen Euro für die HMS bewilligt. „Die Stadt kommt ihrer Aufsichtspflicht nicht nach, wenn sie sich nicht für ein qualitatives Ergebnis des Steuergeldeinsatzes verantwortlich fühlt.“

Müller wirft Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) „handwerkliche Fehler“ vor: Im Kooperationsvertrag zwischen Uni und HMS sei die Berufung nicht eindeutig geregelt. Die Dozenten seien zudem, entgegen früherer Zusagen Drägers, nicht in die Berufskommission eingebunden worden. Die Leitungsprofessur des Filmstudiums wird von der Uni gestellt. Das Studium selbst hingegen ist der HMS unterstellt.

Bewerber um die Bohm-Nachfolge sind die Produzenten Ralph Schwingel (Wüste Film) und Katharina Trebitsch. Dozenten und Studierende der HMS sowie auch Hark Bohm selbst hatten für Schwingel plädiert, die Berufskommission zuletzt dem Vernehmen nach für Trebitsch. Es sei „sehr ungewöhnlich“, so der Kommissionsvorsitzende, Uni-Prof Knuth Hickethier, dass sich der frühere Leiter in die Stellenvergabe „so einmischt. Das ist kein Erbhof.“

Das letzte Wort hat jetzt Uni-Chef Jürgen Lüthje. „Wir entscheiden noch im laufenden Semester“, erklärte in dieser Woche dessen Pressestelle.